Titelbild zum Artikel «Sich immer wieder erneuern und die Mitglieder zu Grossem ermutigen»

Zentralpräsidentin Marina Glaninger v/o Ambivalla am Neujahrskommers der AV Semper Fidelis. (Foto: Florian Schürch v/o Schiller)

04.01.2025

«Sich immer wieder erneuern und die Mitglieder zu Grossem ermutigen»

Am Neujahrskommers der AV Semper Fidelis am 28. Dezember 2024 im Hotel Schweizerhof Luzern sprach die Zentralpräsidentin Marina Glaninger v/o Ambivalla über den Zusammenhalt im Schweizerischen Studentenverein. Nachfolgend ihre Rede im Wortlaut sowie Foto-Impressionen, aufgenommen von Florian Schürch v/o Schiller.

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Es ist mir eine Ehre, heute zu Euch über ein Thema zu sprechen, das nicht nur den Kern unseres Vereins, sondern auch die Grundlage einer starken, erfolgreichen Gemeinschaft bildet: der Zusammenhalt im Schweizerischen Studentenverein.

Der Schweizerische Studentenverein steht seit seiner Gründung 1841 für eine gelebte Tradition des Miteinanders. Doch was bedeutet Zusammenhalt für uns, und warum ist er so entscheidend für das, was wir erreichen möchten?

1. Ziel

Zunächst einmal – und das ist die wichtigste Grundlage – haben wir alle ein gemeinsames Ziel. Wir sind hier, um uns zu bilden, zu wachsen und zu lernen. Aber darüber hinaus haben wir uns auch entschieden, diesem Verein beizutreten, weil wir den Austausch, das Teilen von Wissen und Erfahrungen schätzen. Durch das gemeinsame Engagement, aufbauend auf den Grundlagen des Christentums, tragen wir zur Gestaltung von Staat und Gesellschaft sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung bei, im Wissen um die eigene Geschichte und der Verantwortung für das Erbe der katholischen Kirche.

Der Glaube bzw. das kulturelle Erbe des Christentums bilden eine gemeinsame Wertebasis und einen Anknüpfungspunkt in einer Gesellschaft, in welcher für gesetzt gehaltene Normen von Erosion betroffen sind. Es ist nicht grundsätzlich falsch, bisherige Traditionen zu hinterfragen und gegebenenfalls aufzugeben. Es wäre jedoch töricht, das Christentum und dessen Wertesystem pauschal aufzugeben, nur weil es punktuell nicht mehr zeitgemäss scheint. Auf einen Schlag würde die über Generationen in diesem Glaubenssystem akkumulierte Weisheit einfach aufhören zu sein. Die Religion gibt uns somit einen Kompass mit, der uns hilft, gerade auch durch stürmische Zeiten zu navigieren. Dies gilt auch für all jene, die nicht zum Glauben gefunden haben. Gerade aus diesem Grund bin ich davon überzeugt, dass die Religion auch in einem pluralistischen Verein, was zum Glück auch auf uns zugrifft, ihre Relevanz hat.

 

2. Zusammenhalt in der Vielfalt

Der Zusammenhalt im Schweizerischen Studentenverein ist besonders wertvoll, weil er sich nicht nur aus einer Formation von Menschen zusammensetzt, die dieselben Interessen haben. Im Gegenteil – wir kommen aus den unterschiedlichsten Regionen der Schweiz und sprechen daher verschiedene Sprachen, haben verschiedene Studienrichtungen gewählt und bringen verschiedenste Perspektiven in unsere Diskussionen und Projekte ein. Doch genau diese Vielfalt ist ein entscheidender Bestandteil unseres Erfolges.

Durch den Dialog mit Menschen, die anders denken, anders lernen und unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, erweitern wir unseren Horizont und bereichern uns gegenseitig. Es geht nicht darum, Uniformität zu schaffen, sondern vielmehr darum, gemeinsam zu wachsen und voneinander zu lernen und doch als Einheit agieren zu können.

3. Taten statt Worte – Motto der Zentralpräsidentin

Ein weiterer zentraler Aspekt des Zusammenhalts im Schweizerischen Studentenverein ist die gegenseitige Unterstützung. In der oft hektischen Welt des Studiums und der Arbeit können wir uns leicht überfordert fühlen. Doch in einem Verein wie dem unseren müssen wir diese Lasten nicht alleine tragen. Wir haben unsere Sektion, die uns Rückhalt gibt. Wir haben Freundschaftsverbindungen, die durch das Dreiverbändeabkommen in den CV oder ÖCV führen können. Wir haben Regionalverbände, die selbst an Orten, wo es keine Sektionen mehr gibt, Menschen den Zugang zu unserem Verein ermöglichen. Und wir haben den Schw. StV als Dachverband, der alles zusammenhält, sich für jedes einzelne Mitglied einsetzt und es schützt.
Dieser Zusammenhalt beschränkt sich jedoch nicht nur auf den akademischen Bereich. Es geht auch darum, füreinander da zu sein, uns in schwierigen Zeiten zu unterstützen und gemeinsam Erfolge zu feiern.

Die Stärke eines Vereins misst sich nicht nur an seinen institutionellen Erfolgen, sondern auch an der Art und Weise, wie seine Mitglieder miteinander umgehen, sich gegenseitig fördern und den Weg des anderen mitgehen. Ich merke dies insbesondere, seitdem ich im Zentralkomitee bin. Es vergeht kaum eine Woche, in welcher mir kein neues Projekt oder kein neues Anliegen zu Ohren kommt. Von diesem Engagement leben wir. Jede und jeder einzelne von Euch, tragen zum Gelingen unseres Vereins und damit auch ein Stückchen zum Gelingen des gesamten Gemeinwesens bei. Wichtig ist auch, diese Angebote zu nutzen, denn die Menschen, die dahinter stehen, machen dies mit vollem Einsatz und ganzem Herzen. Nutzt das Angebot, in der Civitas mitsprechen zu können und teilt Euch mit, profitiert bei seelischem Schmerz vom seelsorgerischen Angebot oder vom «dargebotenen Band», sprecht mit bei Veranstaltungen der politischen Kommission oder fragt diese nach Kontakten für Euren nächsten WAC.

4. Der Zusammenhalt als Schlüssel zur Zukunft

Der Zusammenhalt im Schweizerischen Studentenverein hat nicht nur eine Bedeutung im Hier und Jetzt. Er ist auch die Grundlage für die Zukunft. Die Verbindungen und Freundschaften, die wir heute im Verein knüpfen, werden uns in unserem späteren Berufsleben begleiten. Das Netzwerk, das wir aufbauen, die Erfahrungen, die wir miteinander teilen, und die Fähigkeiten, die wir in der Zusammenarbeit erlernen, werden uns auch ausserhalb der Universität stärken.

Doch der Zusammenhalt geht noch weiter. Er ist eine Lebenseinstellung, die uns dazu ermutigt, als Mitglieder der Gesellschaft Verantwortung in Staat, Wirtschaft, Gesellschaft, Kirche und Kultur zu übernehmen, aktiv zu sein und uns für die Werte einzusetzen, die uns als Verein und schweizerischen Bundesstaat verbinden.

 

Abschliessend möchte ich sagen:

Der Zusammenhalt im Schweizerischen Studentenverein ist keine Selbstverständlichkeit. Es liegt an uns allen, diesen Zusammenhalt immer wieder zu pflegen und auszubauen. Es liegt an uns, eine Kultur des Respekts und der Unterstützung zu schaffen, in der jede Stimme gehört wird und jede Herausforderung gemeinsam gemeistert werden kann.

Gerade in einer Gesellschaft, die zunehmend von Polarisierung und Fragmentierung geprägt ist, ist es umso wichtiger, dass wir als heterogene Gruppe eine gemeinsame Stimme bilden. Wenn wir uns einig sind und als Einheit auftreten, können wir stärker wahrgenommen werden und mehr Einfluss ausüben – sei es bei der Vertretung der Interessen der Studierenden, oder in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. Unsere Vielfalt macht uns zu einer wertvollen Stimme der Gesellschaft, aber nur, wenn wir sie zu einer einheitlichen, kraftvollen Stimme bündeln.

Ein in Vielfalt geeinter Verein kann aus seinem Zusammenhalt die Kraft schöpfen, sich immer wieder zu erneuern und seine Mitglieder zu Grossem zu ermutigen. Dies nützt schlussendlich uns allen und auch uns im Zentralkomitee, wo wir Kraft aus diesem Zusammenhalt schöpfen.

Vivat, crescat, floreat AV Semper Fidelis et Schw. StV ad multos annos. 

Marina Glaninger v/o Ambivalla, *1999, Zentralpräsidentin 2024/25 des Schweizerischen Studentenvereins. Mitglied der AV Waldstättia.

Fotos: Florian Schürch v/o Schiller, AV Semper Fidelis.

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