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Symbolbild. (Photo : © Unsplash+ | Elements5 Digitala)

10.02.2025

Bildungspolitische Kurznachrichten – Januar/Februar 2025

Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) 

Das Jahr 2025 beginnt mit einer Vernehmlassung zum sogenannten «Bericht Gaillard». Darin sind die geplanten Sparmassnahmen des Bundes im Bildungs- und Forschungsbereich, welche auch das Tätigkeitsgebiet der EDK (Bildung, Kultur, Sport) betreffen, enthalten. Seit bald zwei Jahrzehnten sorgen Bund und Kantone gemeinsam für Qualität und Durchlässigkeit im Bildungssystem Schweiz. So verlangt es die Bildungsverfassung. Die Kantone werden den Bund entsprechend an seine Finanzierungsverpflichtungen im Bereich der Berufsbildung, der Hochschulen und der Forschung sowie in der Bildungszusammenarbeit erinnern und sich dafür einsetzen, dass dieser seinen Verpflichtungen nachkommt. Die Sparmassnahmen im Bildungsbereich werde zahlreiche Institutionen im Forschungs- und Lehrbereich vor grössere finanzielle Herausforderungen stellen. (Vgl. EDK-Meldung vom 7.1.2025) 

 

Eidgenössisch Technische Hochschulen

Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) gilt als Aushängeschild von Weltrang. Laut dem Magazin Times Higher Education belegte sie 2024 den elften Platz. Für Forscher gibt es in der Schweiz keinen besseren Ort. Die Standards bezüglich wissenschaftlicher Integrität und Forschungsfreiheit gelten als besonders hoch. Man will die besten Köpfe aus allen Teilen der Welt anziehen, insbesondere auch aus Südostasien. Während die ETH mit den USA einige Forschungskooperationen und Projekte betreibt, geht die Hochschule gleichzeitig stärker auf Abstand gegenüber Akademikern aus Ländern, die die USA oder die EU sanktioniert haben. Für sie sind die Sicherheitsvorkehrungen für Master- und Doktoratsstudiengänge verschärft worden. Studierende aus Russland, Iran, Syrien oder China müssen sich einem aufwendigen Sicherheits-Screening unterziehen, welches die Hochschule jüngst ausgeweitet und systematisiert hat. (NZZ am Sonntag, 19.1.2025) 

 

Universitäten und (Fach-)Hochschulen 

Zahlreiche Forschungsprojekte und Lehrveranstaltungen sind an den Universitäten zu KI etabliert worden und werden noch etabliert. KI wird nicht automatisch zum Wohl der Allgemeinheit eingesetzt werden, betonte Nobelpreisträger Daron Acemoğlu an einem Vortrag an der Uni Zürich. Es sei wichtig, heute angemessene Regulierungen zu treffen und hier würde die Politik, die Wissenschaft und die Wirtschaft noch zu wenig hinschauen. Acemoğlu stellte seine differenzierten Forschungsergebnisse der weit verbreiteten Begeisterung über einen potenziellen wirtschaftlichen Aufschwung durch die grossflächige Einführung generativer KI gegenüber und warnte vor den Risiken, die ohne angemessene Schutzmassnahmen und durchdachte Regulierung entstehen können. (NZZ und UZH News, 7.2.2025) 

 

Mittelschulen, Volksschulen 

Killt ChatGPT das kreative Denken? Es wächst eine Generation heran, die künstliche Intelligenz ganz selbstverständlich nutzt. Dabei könnten wichtige Fähigkeiten auf der Strecke bleiben, sagt die Forschung. Im schulischen und universitären Zusammenhang können Jugendliche kaum der Versuchung widerstehen, sich die Ausbildung leichter zu machen und sich mit KI-Tools Zeit, Energie und «Hirnschmalz» zu sparen. Das eröffnet die Gefahr, dass sowohl die Fähigkeit zu konzeptionellem als auch zu kreativem Denken verloren gehen. Wer sich das Leben erleichtert und alles delegiert, wird bei plötzlichen Problemen überfordert sein. Es gilt deshalb umso mehr, die Nutzung von ChatGPT in den Unterricht zu integrieren und über die Gefahren auch aufzuklären. (Glarner Nachrichten, 24.1.2025) 

In Kanton Luzern werden die Eintrittskriterien für den Kindergarten überprüft. Hintergrund dafür ist, dass immer mehr Kinder die Voraussetzungen für den Kindergartenstart nicht erfüllen. Für den Kindergarteneintritt müssen gewisse Anforderungen erfüllt sein: So müssen Kinder den Schulweg selbstständig gehen können, die Blockzeiten einhalten und Alltagshandlungen ausführen können; etwa das Umziehen in der Garderobe oder selbstständig aufs WC gehen. Der Kanton erhalte die Chance, eine neue gute Grundlage für Lehrkräfte, Kinder und Eltern zu schaffen mit der Überprüfung der Eintrittskriterien (Luzerne Zeitung, 28.1.2025) 

 

Arbeitsmarkt, Lehrbetriebe 

Der Fachkräftemangel in der Pflege und in der Betreuung wird immer grösser. Die Politik und insbesondere die Kantone reagieren auf die Herausforderungen. Im Kanton Zürich will der Regierungsrat 100 Millionen Franken in die Pflegeausbildung investieren. Der Betrag ist für die nächsten acht Jahre vorgesehen. Der Bund werde sich mit einem Beitrag in maximal gleicher Höhe beteiligen. Gefördert werden sollen Personen, die eine Ausbildung in Pflege an höheren Fachschulen oder Fachhochschulen machen. Sie können mindestens 500 Franken pro Monat beantragen, wenn sie das 21. Altersjahr abgeschlossen haben. Über 30-Jährige sollen 700 Franken erhalten. Der Kanton Zürich unterstützt auch Spitäler, Heime und Spitex-Organisationen. Pro geleistete Ausbildungswoche erhalten diese 250 Franken. (Tagesanzeiger, 7.2.2025) 

Die Schriftlichen ABU-Prüfungen sollen abgeschafft werden; das zumindest fordert der Bund. An Berufsschulen sollen schriftliche Abschlussprüfungen im Fach Allgemeinbildung ab 2026 Geschichte sein. Zumindest, wenn es nach dem Bund geht. Lehrkräfte opponieren, auch bei den Parteien sorgte die Reform in der Vernehmlassung grossmehrheitlich für Kritik. Die Abschlussprüfung zeige, dass Lernende nicht nur fachspezifische Kompetenzen besitzen – ohne Test verliere die Allgemeinbildung an Bedeutung. Ruedi Amrein, Präsident der FDP Kanton Luzern, sagt: «Im Leben gibt es immer wieder Momente, in denen man auf den Punkt abliefern muss. Daran sollte man sich schon in jungen Jahren gewöhnen.» (Luzerner Zeitung, 28.1.2025). 

 

Verbände, Organisationen, Institutionen 

Die neue KV-Lehre kommt gut an. Die Ausbildung zur Kauffrau und zum Kaufmann ist seit eineinhalb Jahren nicht mehr von Fächern geprägt, sondern von sogenannten Handlungskompetenzen. Ziel der schweizweiten Reform war eine stärker auf die Praxis ausgerichtete Berufslehre. Jetzt zeigt eine Umfrage bei der Berufsfachschule und grossen Unternehmen im Kanton Luzern, dass die neue KV-Lehre mehrheitlich positiv wahrgenommen wird. Als Vorteile werden unter anderem die Praxisnähe, ein Schub bei der Digitalisierung und die höhere Eigenverantwortung der Lernenden genannt (Luzerner Zeitung, 31.1.2025)

 

Verschiedenes

Immer mehr junge Menschen sind regelrecht mediensüchtig. Am stärksten haben Beratungen aufgrund von Verhaltenssüchten zugenommen. Jede sechste Beratung findet nicht wegen einer Substanz, sondern wegen problematischen Verhaltens statt. Am stärksten gestiegen sind Beratungen zu Mediensucht: 25 Fälle mehr als im Vorjahr allein im Kanton Aargau. Gemeint ist die exzessive Nutzung von Medien, zum Beispiel Messenger, Games oder Social Media. Auch die Schulen und Lehrpersonen beklagen sich, dass viele ihrer Schülerinnen und Schüler sehr unruhig seien und der Konsum der digitalen Medien auch zu schulischen Problemen führe. Die Handy-Sucht, wie sie teils genannt wird, mündet im Konsum von mehr als zwölf Stunden digitaler Medien pro Tag. (Aargauer Zeitung, 30.1.2025) 

 

Bildungspolitische Debatten, Entscheide 

Die Debatte um die Abschaffung des Frühfranzösisch an der Primarschule ist wieder in verschiedenen Kantonen lanciert. Begründet wird die politische Debatte damit, dass die Leistungen von Schülerinnen und Schülern sich im Vergleich schlechter entwickeln. Seit über zwanzig Jahren gilt für die meisten Schweizer Schülerinnen und Schüler die Regel: Die erste Fremdsprache beginnt in der dritten Klasse, die zweite Fremdsprache in der fünften. Die aktuelle Debatte will, dass Französisch neu ab der Sekundarstufe gelernt wird und in der Primarstufe nur noch Englisch als erste Fremdsprache gilt. Kritiker befürchten, dies könnte den nationalen Zusammenhalt schwächen, die Schweiz sei bekannt für ihre drei beziehungsweise vier Landessprachen. Für die Abschaffung des Frühfranzösisch ist eine Anpassung des HarmoS-Konkordats notwendig. (St. Galler Tagblatt, 6.2.2025) 

Finanzierung von Kindertagesstätten (Kitas), ist das ein Auftrag auf Stufe Bund und/oder Kanton? Darüber wird seit Monaten intensiv debattiert. Die Westschweizer Städte forderten den Bund auf, sich stärker bei der Finanzierung von Kitas zu beteiligen. Sie beklagen, diese Aufgabe belaste ihr Budget zunehmend. Auch andere Kantone zeigen auf, dass ihre Ausgaben stark steigen werden im Bereich der Kita-Förderung. Eigentlich ist es die verfassungsrechtliche Aufgabe von Gemeinden und Kantonen, nebst Polizei und Schule auch genügend Geld für die Betreuung von Kleinkindern bereitzustellen. Daher gilt es Lösungen auf diesen Stufen zu finden, so die grosse Mehrheit auf Bundesebene. Kritiker auf Bundesebene sagen, die Anschubfinanzierung war wichtig, doch jetzt seien die Kantone in der Pflicht. (Walliser Bote und NZZ, 4.2.2025) 

 

International

Die Debatte um das EU-Abkommen und die weiteren Verträge haben direkte Auswirkungen auf Forschung und Bildung. In den Verhandlungen mit der EU muss die Schweiz Kompromisse eingehen. Im Gegenzug für eine Präzisierung der Schutzklausel im Bereich der Zuwanderung sollen künftig Studierende aus der EU gleich hohe Studiengebühren zahlen wie ihre Schweizer Kommilitonen. Das hätte auch Auswirkungen auf verschiedene Universitäten. Die Universität St. Gallen (HSG), wo EU-Studierende derzeit dreimal mehr bezahlen als Studierende aus der Schweiz, würden zukünftig mit einer Einbusse von bis zu 7,5 Millionen Franken rechnen müssen. Verschiedenen Fachhochschulen und auch weiterführenden Berufsbildungszentren kennen höhere Gebühren für ausländische Studierende. Die Debatte wird demzufolge nicht nur auf Stufe einzelner Kantone, sondern auch national von breiter Tragweite sein. (St. Galler Tagblatt, 31.1.2025) 

Karin Andrea Stadelmann ist eine Schweizer Politikerin (Die Mitte), Luzerner Kantonsrätin und Erziehungswissenschaftlerin. Sie ist zudem seit 2024 Präsidentin der Mitte Kanton Luzern.

Diese Kurznachrichtenübersicht wurde abgeschlossen am 10. Februar 2025. Französischsprachige Version veröffentlicht in der CIVITAS 2/2024–2025.

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