Titelbild zum Artikel Gesundheitssystem – Auf dem Weg zu neuen Modellen?

Neubau Dreiklang Visualisierung. (Foto: KSA)

24.02.2025

Gesundheitssystem – Auf dem Weg zu neuen Modellen?

Das Spital Zofingen schrieb während Monaten rote Zahlen und ist sanierungsbedürftig. Nun übernimmt die Privatklinikgruppe Swiss Medical Network das Spital. Was sind die Folgen?

Text: Edgar Cadosch v/o Chaussette 

 

Unser Gesundheitssystem und seine Finanzierung sind ein immer wiederkehrendes Thema, das jedes Jahr zu Beginn des Herbstes aufkommt, nachdem die Prämienerhöhungen für das kommende Jahr bekannt gegeben werden. Wenn fast niemand an seiner Effizienz zweifelt, werfen die ständig steigenden finanziellen Bedürfnisse zunehmend frustrierte Fragen auf. Sind wir gezwungen, diese Situation dennoch zu akzeptieren? Gibt es alternative Modelle, die spürbare Verbesserungen bringen könnten?

 

Spital Zofingen wird Mitglied des Swiss Medical Network 

Eine grosse Freude und immense Erleichterung herrschten am Donnerstag, den 12. Dezember 2024, in der Region Zofingen. Der Schleier über die Zukunft des Zofinger Krankenhauses war endlich gelüftet worden, nach vielen Monaten der Ungewissheit und für einige sogar der Besorgnis. Dunkle Wolken trübten die Zukunft dieser Einrichtung, die bis dahin als Tochter des Kantonsspitals Aarau betrachtet werden konnte. Letzteres sah sich selbst ernsthaften finanziellen Problemen gegenüber und war daher de facto nicht in der Lage, die notwendigen Investitionen zur Modernisierung seiner regionalen Niederlassung zu decken. Gemäss neuestenInformationen wird die Institution nun an die Swiss Medical Network-Gruppe verkauft, die bereits zahlreiche Kliniken und andere medizinische Einrichtungen in unserem Land betreibt. Einige von ihnen befinden sich in der Nähe von Zofingen und bilden somit ein mehr oder weniger vollständiges Netzwerk von Gesundheitsdiensten an. Über diese Transaktionen wurde absolutes Stillschweigen gewahrt. Bei der offiziellen Bekanntgabe zeigten sich alle Beteiligten äusserst zufrieden mit den Vorteilen, die diese Lösung bot, um ein umfassendes Gesundheitsangebot in der Region zu sichern und somit alle damit verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten. 

KSA Aarau Gebäude. (Foto: KSA)

Alle sind glücklich

Angefangen bei der erwerbenden Gruppe, die darin eine klare Gelegenheit sieht, sich zu entwickeln und ihr Angebot im Dienst der Patienten zu erweitern. Sie verspricht, alle Dienstleistungen aufrechtzuerhalten und der Bevölkerung das umfassendste Pflegeangebot anzubieten. Dank ihrer nachweislichen Expertise im Management solcher privaten Einrichtungen ist sie in der Lage, die Kosten im Griff zu behalten und somit zur Einsparung bei den Gesundheitsausgaben beizutragen. Darüber hinaus behauptet sie, dass dank ihres ausgeklügelten Verwaltungssystems für medizinische Akten erhebliche Einsparungen erzielt werden können, indem therapeutische Massnahmen optimiert und die Wiederholung identischer Eingriffe vermieden wird. Ausserdem wurde eine Partnerschaft mit einer Krankenkasse eingegangen, die ein innovatives Pflegemodell mit reduzierten Prämien ermöglichen soll.

Dann wird die abgebende Institution einerseits von der wirtschaftlichen Last befreit und erhält andererseits gegen 50 Millionen Franken als Beteiligung am Kapital von Swiss Medical Network. Sie erklärt zudem, dass eine enge Partnerschaft zwischen den beiden Parteien etabliert wird, die sich nicht als mögliche Konkurrenten betrachten, sondern als komplementär.

Vergessen wir nicht die öffentlichen Behörden, beginnend mit dem zuständigen Regierungsrat, der mit einem schwierigen Dilemma konfrontiert war und unendlich erleichtert ist, dass eine externe Lösung gefunden werden konnte. Er ist sich bewusst, dass eine Schliessung des Standorts oder sogar nur eine Umwidmung als politisches Harakiri gleichgestellt werden könnte. Auch die lokalen Behörden können sich sehr erfreut zeigen. Sie werden ebenfalls nicht angeprangert, weil sie nicht genügend Engagement gezeigt hätten, um ein nahes Gesundheitsangebot und lokale Arbeitsplätze nicht ausreichend zu unterstützen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich grosse Sorgen um ihre Zukunft gemacht hatten, sind nun endgültig beruhigt. Indem alle Dienstleistungen erhalten bleiben, bedeutet diese Lösung auch, dass alle ihre Tätigkeiten unter den gleichen Bedingungen in der neuen Organisation fortsetzen können.

Und schliesslich müssen alle Menschen in der Region, die im Bedarfsfall auf die am besten geeigneten Gesundheitsdienste zugreifen möchten, nicht mehr alle in die Hauptstadt des Kantons oder sogar in benachbarte Kantone reisen. Sie können auch von dem so geschätzten Netzwerk profitieren, das bei der Präsentation vorgestellt wurde, und sich vielleicht auch von einem positiven Einfluss auf die Krankenkassenprämien erfreuen.

 

Einige Fragen bleiben offen

Laut dem Kommentar eines Gesundheitsexperten hätte der Standort eigentlich aus reinen wirtschaftlichen Gründen einfach geschlossen werden müssen. Dennoch betrachtet er eine solche Privatisierung, wie sie nun mit der Übernahme durch das Swiss Medical Network erfolgt ist, insgesamt positiv. Weniger externe Zwänge und finanzielle Gründlichkeit führen fast automatisch zu Verbesserungen bei den Kosten. Aus dieser Perspektive hat die vorgeschlagene Lösung den Vorteil, einen Fortschritt zu bringen, so geringfügig er auch sein mag.

Jetzt, ohne etwas an einer solchen Organisation auf struktureller Ebene zu verändern, wie kann man sich vorstellen, dass signifikante Einsparungen erzielt werden können? Was ist von ähnlichen öffentlichen Einrichtungen und deren Management zu halten? Sind sie wirklich so schlecht organisiert und geleitet, dass sie nicht mehr in der Lage wären, mit dem privaten Sektor zu konkurrieren? Welche Konsequenzen kann oder sollte ein Überangebot im Krankenhausbereich haben? Allgemeiner gefragt, ist es sinnvoll und korrekt, dass nur die Marktregeln, basierend auf Angebot und Nachfrage, auf ein Gesundheitssystem angewendet werden und es somit auf eine übliche Interaktion zwischen Anbietern und Konsumenten reduziert ist?

Wie immer müssen wir in solchen Debatten voreilige Schlüsse vermeiden. Es geht nicht darum, auf die eine oder andere Seite zu kippen, sondern darum, die Funktionsbedingungen der verschiedenen Systeme nüchtern und unvoreingenommen zu analysieren, um Chancen zu erkennen und diese rechtzeitig umzusetzen. Vielleicht sollten wir auch den Mut haben, unsere eigenen Entscheidungen in Frage zu stellen und vor allem Transparenz in der Art und Weise zu zeigen, wie wir Ergebnisse verwalten und präsentieren.

Die Zukunft wird uns zeigen, inwieweit die in Zofingen präsentierte Lösung Auswirkungen auf das Gesundheitssystem und dessen Kosten hat. Aber vergessen wir nicht, dass in diesem Beitrag nur einige der Akteure, die an diesem System beteiligt sind, genannt und dargestellt werden, unter all jenen, die betroffen sind. Und es ist die Pflicht aller Beteiligten, Schritte abzustimmen – seien sie auch noch so klein – und sich in die richtige Richtung zu bewegen, um die finanziellen Folgen unseres Wohlstands und unserer Gesundheit in den Griff zu bekommen. Jeder kann dazu beitragen, indem er bei sich selbst anfängt und nicht bei dem geringsten Anzeichen eines möglichen gesundheitlichen Versagens übereilt und unüberlegt zum Arzt oder in die Notaufnahme rennt. 

Edgar Cadosch v/o Chaussette, Dipl. Ing. FH, * 1955, Studium Maschinenbau, Informatik und Betriebswissenschaft. 1985-2020 Entwicklung, Projektleitung & Qualitätsmanagement im Bereich Logistik-Anlagen (Verteilzentren & Spitäler). Mitglied der SHE Activitas. 

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