Liebe StVerinnen und StVer, 
Chers Membres de la SES,
Liebe Veteranen, 
Chers Vétérans,

Vor fünfzig Jahren, da war noch nicht einmal der Storch, der mich einmal bringen sollte, in Sicht, geschweige denn kannten sich meine Eltern bereits. Es war eine gänzlich andere Epoche: das Mobiltelefon existierte nur als ferne Vision, während das Wählscheibentelefon den Zenit seines Daseins erreichte. Die Nummern wurden mühsam durch Drehen der schweren Scheibe gewählt. Ein gemächlicher, aber dafür unfehlbar verlässlicher Vorgang. Dies würde man sich in der Politik heute nämlich auch wünschen – anstelle hektischen Tastendrückens, rascher Meinungswechsel und ständiger Updates, wäre bisweilen eine Spur mehr bedachte Drehscheiben-Mentalität ganz hilfreich: Langsam, aber dafür mit Substanz, Richtung und Verlässlichkeit. Weiter ging der Vietnamkrieg zu Ende und die Schweiz hatte das Frauenstimmrecht auf Bundesebene erst seit vier Jahren – und Appenzell Innerrhoden sollte noch 15 Jahre brauchen. Dafür war auch der Schw. StV in der Frauenaufnahme seit 1968 als Vorbild unterwegs. Wir waren der Zeit also so weit voraus, dass die Zeit jetzt endlich aufgeholt hat und es gar wieder zum Thema gemacht hat.

Il y a 50 ans, la plupart des StVer ici présents n’étaient pas encore en projet auprès d’une cigogne ou d’un chou. Les téléphones avaient des cadrans qu’il fallait tourner et, malgré cela, le monde allait un peu moins vite. La SES acceptait des femmes depuis seulement 7 ans, et la Suisse leur autorisait le droit de vote depuis 4 ans. Et c’est dans ce contexte aujourd’hui si lointain que vous avez reçu le ruban de la SES, vous qui aviez environ 20 ans.

Und während sich die Welt veränderte, wurdet ihr Kandidaten im Schweizerischen Studentenverein – aufgenommen vom damaligen Zentralpräsidenten Karl Meier v/o Marx an der GV Solothurn 1975, der euch mit Handschlag und Vertrauen in diesen Lebensbund führte. Ich habe durch Recherche die Zentralfestplakette gefunden und gesehen, dass diese ganz in Grün war, und darauf war das Baseltor abgebildet. Ich habe mich gefragt inwiefern die Farbe Grün und das Baslertor zu euch passen könnten und kam zum folgenden Schluss: Seit eurer Aufnahme in den Schw. StV sind fünf Jahrzehnte vergangen und ihr steht heute noch immer mit unverbrüchlicher Loyalität und Herzblut zum Schw. StV. Ihr seid nicht nur Mitglieder – ihr seid tragende Säulen. Fünfzig Jahre – das ist mehr als eine Zahl. Es ist ein Zeugnis von Beständigkeit, von gelebter Gemeinschaft und von Tugend.

Wie das Baseltor seit über 500 Jahren standhaft die Stadt Solothurn schützt, so stehen unsere Veteranen seit einem halben Jahrhundert treu zu den Werten unseres Vereins. Beide sind Symbole der Wehrhaftigkeit – das eine aus Stein, das andere aus Charakter. Ihre Beständigkeit ist nicht nur Geschichte, sondern Vorbild für die kommenden Generationen. Und genau diese Tugend, sie ist in unserer Symbolik tief verwurzelt – wird dargestellt durch die Farbe Grün. Grün, das ist nicht nur die Farbe der Hoffnung, sondern auch der inneren Stärke, der moralischen Klarheit und des verantwortungsvollen Handelns.

In einer Welt, die sich immer schneller dreht, in der Informationen im Sekundentakt auf uns einprasseln und Wahrheit oft zur Meinung degradiert wird, seid ihr ein ruhender Pol geblieben. Während sich viele im Strudel von Ideologien, Trends und Meinungsblasen verlieren, habt ihr nie den Kompass aus der Hand gegeben. Ihr habt euch nicht von Fabeln blenden lassen, sondern seid der Wissenschaft und der Kultur stets mit einem kritischen, wachen Geist begegnet.

Ihr habt nicht nur diskutiert, sondern hinterfragt. Nicht nur gelesen, sondern verstanden. Ihr habt euch nie mit dem Leichten zufriedengegeben, sondern das Intellektuelle gesucht, das Fundierte verteidigt und das Wahre bewahrt. In einer Zeit, in der man uns glauben machen will, dass Wahrheit verhandelbar sei, habt ihr gezeigt: Vincit Veritas – die Wahrheit obsiegt.

Und genau deshalb ist dieser Moment heute ein Höhepunkt unseres Festes. Es ist eine Ehre, euch das Veteranenband zu überreichen – ein Zeichen für 50 Jahre Treue, für 50 Jahre Haltung, für 50 Jahre Lebensbund. Ihr habt nicht nur den Schweizerischen Studentenverein geprägt – ihr habt ihn verteidigt, gestärkt und weitergetragen.

Lorsque vous êtes entré dans la SES à Soleure en 1975, l’insigne de la fête était une porte flanquée de deux tours, sur un fond de couleur verte. Avec le recul, on peut se dire que le vert symbolise chez nous la vertu, et les tours la stabilité dont vous avez fait preuve depuis lors. Alors que le monde s’est mis à tourner bien plus vite que le cadran tout rond des téléphones, vous êtes restés fidèles et vous voilà aujourd’hui récompensés pour ces 50 ans passés parmi nous.

Vous avez connu de très nombreux comités centraux, vous en avez fait partie, vous avez occupé des fonctions importantes et moins importantes, et vous avez ainsi marqué et renforcé vos sections et la SES dans son ensemble. Vous avez contribué à la façonner, à la soutenir et à la marquer, non seulement sur le plan organisationnel, mais aussi sur le plan humain.

Et moi, en tant que Présidente centrale, j'ai maintenant l'honneur, avec mon VCP Diskus, de vous remercier pour cette loyauté. C'est ma dernière action en tant que présidente centrale et c'est un plaisir pour moi de pouvoir terminer mon année ainsi !

Ihr habt unzählige Zentralkomitees erlebt, wart selbst Teil davon, habt Hoch- und Niederchargen bekleidet und damit eure Sektionen und den Gesamtverein geprägt und gestärkt. Ihr habt mitgestaltet, mitgetragen und mitgeprägt – und das nicht nur in organisatorischer Hinsicht, sondern auch menschlich. 

Und ich, als 50. Zentralpräsident aus eurer Sicht, habe nun mit meinem VCP Diskus die Ehre, euch für diese Loyalität zu danken. Es ist meine letzte Handlung als Zentralpräsidentin und es ist mir eine Freude, mein Jahr so abschliessen zu dürfen. Ein Jahr mit viel Emotionen und Erinnerungen, Engagement und Stolz, und natürlich mit vielen Höhen und Tiefen. Ich danke allen herzlichst, die mit mir mitgewirkt haben und hoffe. dass wir alle in 50 respektive 43 Jahren ebenfalls hier stehen werden und das Veteranenband entgegennehmen dürfen. 

Ihr seid der Beweis dafür, dass Freundschaft, Kultur und Wahrheit Bestand haben – wenn man den Mut hat, ihnen ein Leben lang treu zu bleiben.

Chers Vétérans, vous êtes la preuve que l'amitié, la culture et la vérité perdurent – si l'on a le courage de leur rester fidèle toute sa vie.

Und genau diesen Mut zur Tat, wünsche ich auch jeder anderen StVerin und jedem anderen StVer auf dem weiteren Weg.