Titelbild zum Artikel 95 Jahr Obnova-Dachverband in Lviv

Gruppenbild der Jubiläumsteilnehmerinnen und -teilnehmer im Anschluss an die griechisch-katholische Messe. (Foto: zVg)

06.06.2025

95 Jahr Obnova-Dachverband in Lviv

Vom 28. bis 30. März 2025 nahmen sechs StVer aus vier verschiedenen Verbindungen am 95-Jahr-Jubiläum des Obnova-Dachverbands in Lviv teil. Martin Fussen v/o Monty und Patrick Widrig v/o Schwätz von der 1019.ch-Ukrainehilfe-Gruppe berichten über den aussergewöhnlichen Besuch.

Martin Fussen v/o Monty und Patrick Widrig v/o Schwätz

Zu dritt starteten wir vom 1019.ch-Grüppchen am frühen Donnerstagmorgen, 27. März 2025, in Basel. Im bis obenhin vollgepackten Minibus ging es mit wenigen Stopps bis nach Krakau, das wir gegen 19 Uhr erreichten. Der Freitag begann mit einer kurzen Tour durch die schöne polnische Stadt. Mitte Nachmittag stiess Jens Amrhein v/o Hannibal zur Gruppe hinzu, der per Flugzeug nach Krakau gereist war. Zu viert fuhren wir anschliessend Richtung ukrainische Grenze und überquerten diese relativ problemlos. Gegen 21 Uhr erreichten wir Lviv und begaben uns zum bereits angelaufenen Begrüssungsabend der Obnova. Bei feinem Essen und spannenden Biersorten trafen wir hier auch auf die grosse EKV-Delegation mit den zwei StVern Matthias Amrhein v/o Silber und Fabio Nespolo v/o Berserker. Der Abend bot die Gelegenheit zu guten Gesprächen und einem Wiedersehen mit einigen Freunden der Obnova, die wir schon lange nicht mehr persönlich getroffen hatten. Und wäre nicht um 23 Uhr – bedingt durch die nächtliche Ausgangssperre – Schluss gewesen, hätte sich der Abend wohl noch lange hingezogen. Immerhin gab’s in der Hotelbar, direkt über dem als Schutzraum genutzten Weinkeller, noch einen Schlummertrunk.

Der Samstag stand ganz im Zeichen von Vorträgen und Diskussionen. Wir erfuhren viel über die Geschichte der Obnova, über das Leben als Verbindungsstudent im Krieg, über die tiefe spirituelle Verwurzelung der Obnova in der Ukrainischen griechisch-katholischen Landeskirche und über den Mut und den unbändigen Kampfeswillen des ukrainischen Volkes. Der Anlass fand an der Katholischen Universität Lviv statt und war äusserst professionell organisiert. So wurden beispielsweise alle Vorträge simultan ins Englische übersetzt. Nach einer kurzen Andacht und einem gemeinsamen Essen folgte die eigentliche Geburtstagsfeier. In lockerer Atmosphäre konnten wir mit den gegen 100 anwesenden Obnoverinnen und Obnovern auf ihr Jubiläum anstossen und die gigantische Geburtstagstorte geniessen.

Der Sonntag begann frühmorgens mit einer Messe, gefolgt von weiteren Vorträgen und einem gemeinsamen Essen. Danach ging es für uns von 1019.ch nochmals an die Arbeit. Der Minibus wurde entladen und alle Hilfsgüter Taras Kryvetskyi, einem Mitglied der Obnova, übergeben. Nach getaner Pflicht endete für uns der Aufenthalt in Lviv und wir traten die Rückreise an. Die Grenze nahm diesmal etwas mehr Zeit in Anspruch, und so kamen wir am Sonntagabend nicht mehr ganz so weit wie geplant. Wir übernachteten in der Nähe von Katowice in Polen und hatten am Montag nochmals eine ordentliche Strecke vor uns. Am Montag gegen 18 Uhr endete unsere eindrucksvolle Reise mit der Überquerung des Schweizer Zolls in St. Margrethen.

Von Taras Kryvetskyi verliehene Dankesurkunden an 1019.ch. (Foto: zVg)

Ein Auf und Ab der Gefühle
Die Verknüpfung von Hilfslieferung und Jubiläumsteilnahme brachte es mit sich, dass diese Reise schöne, aber auch schwierige Momente beinhaltete. Da war zum Beispiel die unglaubliche Dankbarkeit, die wir nach Fussen v/o Montys Vortrag über das Engagement von 1019.ch erfahren durften. Im Anschluss an die Vorstellung unserer Aktion ergriff Taras das Wort und überreichte uns im Namen der Obnova Dankesurkunden für unser Unterstützung. Obwohl wir uns über die Wertschätzung natürlich freuten, so war es doch ein etwas komisches und fast beschämendes Gefühl, von Leuten Dankbarkeit zu erfahren, die so unendlich viel mehr durchmachen und leisten als wir. 

Ein sehr schönes Erlebnis war der Besuch der Messe am Sonntag. Die Messe wurde nach griechisch-katholischem Ritus auf Ukrainisch zelebriert. Obwohl wir kein Wort verstanden, war das bis auf die Predigt gänzlich gesungene Hochamt doch eine grossartige Erfahrung. Der Chor, bestehend aus jungen und alten Mitgliedern der Obnova, sang im Wechselspiel mit dem zelebrierenden Bischof über eine Stunde quasi non-stop durch. Eine kleine Anekdote soll hier aber auch nicht fehlen. Nach 90 Minuten Hochamt mit noch etwas Rotwein vom Vorabend in den Knochen, waren wir – offen gestanden – nicht ganz unglücklich, als die Messe mit dem Segen endete und der erste Kaffee des Tages in greifbare Nähe rückte. Dabei hatten wir die Rechnung allerdings ohne den Bischof gemacht. Dieser kam nach dem Gottesdienst zu uns, entschuldigte sich dafür, dass wir wohl nichts verstanden hätten und wiederholte extra für uns die Predigt nochmals auf Englisch ...

Dank Simultanübersetzung konnte man allen Vorträgen folgen. (Foto: zVg)

Der eindrücklichste und zugleich traurigste Moment der Reise war mit Sicherheit der Besuch des Soldatenfriedhofs am Samstag. Auf einem Friedhof in der Schweiz liegen meist Menschen begraben, die nach einem erfüllten Leben im Alter von 70, 80 oder 90 Jahren verstorben sind. Auf dem Friedhof in Lemberg war das so ganz anders. Hier lagen beinahe ausschliesslich junge Menschen, die mitten aus ihrem Leben gerissen wurden. Während unseres Besuchs wurde sodann ein weiterer gefallener Soldat in Begleitung eines Trauerzuges mit Militärspiel ins Marsfeld getragen. Besonders nahe gegangen sind uns zwei kleine Kinder, die an einem Grab standen und wohl noch nicht ganz realisiert hatten, dass sie ihren Vater nie wiedersehen würden. Diese Eindrücke werden wir nie wieder vergessen.

In Summe war es eine eindrückliche Reise, und die Anekdoten vom tollen Fest, den etwas skurrilen Grenzbeamten und dem «hilfsbereiten» Bischof werden noch oft Thema am Stamm sein. Schlussendlich werden es aber die Worte der Dankbarkeit unserer Freunde sowie die eingebrannten Bilder vom Friedhof sein, die uns anspornen, weiter zu helfen. 
Alle Infos zur Hilfsaktion, Infos zu Spendenmöglichkeiten und mehr Bilder unserer Reise gibt es auf unserer Webseite 1019.ch. Wir bleiben dran. 

Das Fahnenmeer auf dem Soldatenfriedhof «Marsfeld». (Foto: zVg)

Willst Du die Ukrainehilfe 1019.ch unterstützen? Spenden können auf folgendes Konto erfolgen:
CH12 8080 8004 1651 2857 5
Schweizerischer Studentenverein
Gerliswilstrasse 71
6020 Emmenbrücke
Vermerk: 1019 – Ukraine
BIC: RAIFCH22B77

Zu den Autoren
Patrick Widrig v/o Schwätz (* 1994) ist Mitglied der GV Desertina und der AKV Neu-Romania. Er war CP im Vereinsjahr 2021/22 und unterstützte massgeblich die Ausweitung des Projektes 1019.ch auf den ganzen Schw. StV. Für Schwätz war es die erste Reise in die Ukraine.

Martin Fussen v/o Monty (* 1979) ist Mitglied der Sectio Brigensis und der AB Glanzenburger. Er gründete im Jahr 2022 mit drei weiteren Glanzenburgern das Hilfswerk «1019.ch – Hilfe für die Kriegsopfer in der Ukraine». Es war Montys vierte Reise in die Ukraine.

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