Titelbild zum Artikel Zukunft ungewiss

Engagement von «Terre des hommes» in Kenya. (Foto: Terre des hommes | Virgine Civel)

05.05.2025

Zukunft ungewiss

«Terre des hommes» setzt sich weltweit für Kinderrechte ein. Roland Ochsner v/o Silvestro engagiert sich als Volunteer. Doch seit dem Rückzug von USAID fehlen jährlich rund 9 Millionen US-Dollar.

Text: Roland Ochsner v/o Silvestro
Fotos: zVg, Terre des hommes

 

Die Stiftung Terre des hommes in Lausanne ist die grösste Kinderrechtsorganisation der Schweiz. Sie wurde 1960 vom Schweizer Journalisten Edmond Kaiser gegründet, der sie nach dem berühmten Buch «Terre des hommes» von Antoine de Saint-Exupéry benannte (in der deutschen Ausgabe bekannt als «Wind, Sand und Sterne»). Heute gibt es in Europa mehrere rechtlich eigenständige Organisationen mit dem Namen «Terre des hommes» – allein in der Schweiz sind es drei. Doch sie alle verfolgen ein gemeinsames Ziel: den Einsatz für Kinder­rechte weltweit und dafür, dass Kinder in einem sicheren Umfeld aufwachsen und ein selbstbestimmtes Leben führen können. 

Ich engagiere mich aktuell freiwillig bei der Stiftung «Terre des hommes». Die Kinderrechtsorganisation ist in knapp 30 Ländern weltweit aktiv, beschäftigt über 2000 Mitarbeitende vor Ort in Projekten wie IeDA (Integrated-Diagnostic Approach, Digital Health) im Gesundheitswesen und WaSH (Water, Sanitation und Hygiene) und verfügte bis vor Kurzem über ein Jahresbudget von etwa 100 Millionen Schweizer Franken. «Bis vor kurzem», weil sich mit dem letzten Regierungswechsel in den USA einiges verändert hat.

 

Folgen für die Menschen 

Es ist selbstverständlich, dass Staaten unabhängig und souverän entscheiden, ob und in welchem Umfang sie sich interna­tional humanitär engagieren. Dennoch zeigt sich in vielen westlichen Ländern ein klarer Trend: weg von der internationalen Zusammenarbeit, hin zu nationalen Interessen. Gerade deshalb ist es mir wichtig, dass diese politischen Debatten nicht allein von Zahlen und geopolitischen Überlegungen geprägt sind. Denn am Ende geht es um Menschen.

Im Fall von «Terre des hommes» hat der Rückzug der USA gravierende Auswirkungen: Rund 9 Millionen US-Dollar pro Jahr fehlen plötzlich. Diese Mittel waren projektgebunden und ihr Ausbleiben hat direkte Konsequenzen. Weltweit mussten rund 400 Mitarbeitende entlassen werden – auch in der Schweiz. Weit gravierender aber sind die Auswirkungen für die Betroffenen vor Ort. Weil die USA von einem Tag auf den anderen beschlossen haben, sich nicht mehr an Zahlungsverpflichtungen zu halten, die lange vor der Trump-Regierung vertraglich zugesichert wurden, fehlen nun die nötigen Ressourcen. Immerhin hat der Oberste Gerichtshof anfangs März 2025 entschieden, dass die amerikanische Regierung ausländische Hilfsorganisationen für bereits geleistete Arbeit noch bezahlen muss. 

«Terre des hommes» engagiert sich unter anderem in Bangladesch. Sie betreibt dort Gesundheitszentren und ist mitverantwortlich für das Trink- und Abwassermanagement im grössten Flüchtlingslager der Welt. Die USA haben sich hier bislang regelmässig in mehrjährigen Förderzyklen engagiert. Eine Erneuerung dieses Engagements stünde im Sommer an – doch ist das realistisch, wenn in den zuständigen US-Behörden kaum noch jemand tätig ist?

Solidarität in unsicheren Zeiten

So oder ähnlich ergeht es natürlich unzähligen Hilfsorganisationen auf der ganzen Welt. Nebst langfristigen Projekten wie jenem in Bangladesch ist auch die humanitäre Nothilfe betroffen – etwa die Soforthilfe, die «Terre des hommes» in Myanmar seit dem Erdbeben Ende März leistet. Die tatsächlichen Folgen des abrupten Rückzugs der USA sind noch nicht absehbar. Laut NZZ (17.2.2025) hatten die USA für 2025 insgesamt 60 Milliarden US-Dollar für die Hilfe im Ausland budgetiert; ein grosser Teil davon dürfte nun ausbleiben. Ob und wie sich die USA in Zukunft international engagieren, ist ungewiss. Klar ist: Die Ärmsten und Verletzlichsten dieser Welt werden die Last tragen.

Wir sind in der Schweiz in einer privilegierten Situation. Auch deswegen steht die Schweiz – wie auch unser Verein – für Werte wie Menschlichkeit, Solidarität und Zusammenhalt. Nicht zufällig ist Genf der Geburtsort des humanitären Völkerrechts. Für mich persönlich bedeutet dies: Ich möchte von meinen Privilegien etwas weitergeben – in welcher Form auch immer. Denn das konkrete Schicksal von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt darf in den politischen Diskussionen nicht einfach untergehen. 

Roland Ochsner v/o Silvestro: «Ich möchte von meinen Privilegien etwas weitergeben – in welcher Form auch immer. Denn das konkrete Schicksal von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt darf in den politischen Diskussionen nicht einfach untergehen.»

Mehr über «Terre des hommes» auf der Website tdh.org.

Willst Du Dich engagieren?
Melde dich bei Roland Ochsner v/o Silvestro, roland.ochsner@tdh.org, +41 78 682 47 62.

 

Willst Du eine Spende tätigen? Hier geht's zum Spenderformular auf tdh.org.
 

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