«Dafür sorgen, dass unsere Handlungen die wahre Bedeutung unserer Uniform widerspiegeln»

Am 20. April 2024 hatte Freiburg i. Üe. wieder das Privileg, Gastgeberin der StV-Offizierskneipe zu sein, die in dem Bestreben, das Konzept der Veranstaltung zu erweitern, in StV-Armeekneipe umbenannt wurde. Dies war passend, da die Erweiterung der Verteidigungsfähigkeit ein Thema war, das im Mittelpunkt dieser Armeekneipe stand.

Alex Neukomm v/o Hannibal, Sekretär des Organisationskomitees der 2. Armeekneipe

 

— Die Rede des OKP Baptiste Fort v/o Partout folgt weiter unten (DE und FR) —

 

In der Tat wollte das Organisationskomitee eine Brücke zwischen der akademischen und der militärischen Welt schlagen. Es gibt mehr Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, die ein Hochschulstudium absolvieren, als man sich vorstellen kann. Was für eine grossartige Gelegenheit sich nicht nur über die eigenen Erfahrungen im Dienst auszutauschen, sondern auch auf der Grundlage gemeinsamer Erfahrungen neue Personen kennenzulernen.

Die Messe vor der Kneipe, die von Abt Joachim Negel, Dekan der Theologischen Fakultät, in Anwesenheit des Redners des Abends, Herrn Brigadier Roux v/o Peto, und Frau Katharina Fromm, Rektorin der Universität Freiburg, zelebriert wurde, war ein würdiger Start für das Programm des Abends. Es war auch ein Moment der Brüderlichkeit, als die Anwesenden unter der fachkundigen Leitung des Zelebranten sowohl auf Französisch als auch auf Deutsch und sogar auf Latein sangen, um die Osterfreude zum Ausdruck zu bringen.

 

Ein seltsames Gespann, werden Sie sagen: Freundschaft und Tugend unter dem Blickwinkel der Wissenschaft vereint. Aber wir können die Leserinnen und Leser beruhigen: Die Wissenschaft hat nicht tatenlos zugesehen! Sie lud sich mit grossem Pomp ein, und zwar mit dem Vortrag unseres Couleurbruders Peto. Auch hier war es eine Erweiterung der Perspektive, denn sein Fachwissen in den Bereichen des Militärs und der Geopolitik erinnerten uns daran, dass sich in den letzten Jahren die uns bekannte Ordnung ins Wanken gebracht wurde. Viele unserer Denkmuster mussten wir infrage stellen, sowohl in Bezug auf die Konflikte in der Welt als auch auf die Art und Weise, wie wir die Aufgaben unserer Armee verstehen.

Wie üblich schlich sich Bacchus unter die Ehrengäste des offiziellen Teils unserer Kneipe, doch muss man die Anwesenheit einer anderen Art von Ehrengast hervorheben, denn das Zentralkomitee war sehr gut vertreten. Zwei seiner Mitglieder, die von einem anderen Gott, diesmal dem der Beredsamkeit, trainiert wurden, hielten uns mitreissende Reden: Jonathan Binaghi v/o JB und unser CP Nicolas Vaudano v/o Aslan. Letzterer erinnerte uns daran, dass sowohl die Armee als auch der StV und viele andere grosse Institutionen, die einst die Landschaft der Stadt prägten, in einer Identitätskrise stecken und dass diese daher sehr viel gemeinsam haben.

Der letzte Teil des Abends endete schliesslich mit einer After-Party in der Zähringerstadt. Die letzten Teilnehmenden wurden von Clausewitz‘ Kriegsnebel eingehüllt. Doch während der Ungewissheit des Nebels dem preussischen Taktiker den Angstschweiss auf die Stirn trieb, war es hier eine andere Art von Unschärfe, die die Nachtschwärmer umhüllte. So wurde weder zwischen Rang noch Landessprache unterschieden, es blieb nur die offene militärische Kameradschaft, die durch die Freundschaft der StVerinnen und StVer noch mehr zementiert wurde, und das alles an den Ufern der alten Saane, wo eine neue Brücke zwischen dem deutsch- und dem französischsprachigen Ufer gebaut wurde!

 

Rede des OKP Baptiste Fort v/o Partout anlässlich der 2. Armeekneipe

 

Sehr geehrter Herr Brigadier
Sehr geehrte Frau Rektorin der Universität Freiburg
Mesdames et messieurs les officiers, sous-officiers, et soldats
Chers invités
Chers sociétaires
Chers amis

 

Quel plaisir de vous retrouver si nombreux aujourd’hui à Fribourg. Après une première édition réussie en mai dernier, avec la présence du chef de l’armée, nous avons l’honneur d’accueillir ce soir – et je leur souhaite la plus cordiale des bienvenues – Madame Katharina Fromm, rectrice de l’Université de Fribourg, ainsi que le brigadier Hugo Roux, Commandant de l’Académie militaire, et membre de l’AKV Alemannia ! Cordiale bienvenue Peto !

Obwohl Studentenverbindungen ihren Ursprung in Deutschland haben, wie Sie, Frau Fromm, vielleicht wissen, etablierten sie sich im 19. Jahrhundert auch in der Schweiz. An der letztjährigen Offizierskneipe sprach ich über die Beteiligung der Studenten am Sonderbundskrieg und wie sie damit ihre Väter im Krieg unterstützten.

Von Anfang an, hat sich der Schweizerische Studentenverein entschieden für den Aufbau eines Bundesstaates eingesetzt, und spielte bei dessen Gründung eine wichtige Rolle. Dieses Jahr widme ich mich einem etwas «pragmatischeren» Thema: Dem Tragen von Uniformen.

Permettez-moi de vous relater un fait d’étudiant : Nous sommes en 1907, et lors d’une assemblée générale de la section agaunoise des étudiants, connue aujourd’hui sous le nom de « Agaunia », un jeune étudiant valaisan du Collège de St-Maurice s’exclamait avec enthousiasme : « Chacun se rappelle avec bonheur le moment sacré où il vit sa poitrine s’orner du ruban symbolique et son cœur bondir sous la franche étreinte de ses frères d’armes ».

Ich bin mir sicher, dass dieses Zitat in uns allen ein Bild hervorruft, das mit starken Gefühlen verbunden ist. Für manche von uns liegt diese Erinnerung etwas weiter in der Vergangenheit als für andere. Ich gehe jedoch davon aus, dass die jeweilige Momentaufnahme bei jedem Verbindungsmitglied im Gedächtnis fest verankert ist.

Am heutigen Abend sehe ich Leute im Tenü A beziehungsweise in CPS. Erlauben Sie mir eine Parallele zwischen den beiden Kleiderordnungen zu ziehen: Wer erinnert sich nicht an das erste Mal, als er sein Band und die rote Mütze – beziehungsweise seine Armeeuniform – getragen hat? Beides scheint eine prägende Erinnerung zu hinterlassen.

Eine Uniform zu tragen, bedeutet nicht nur, sich gleich zu kleiden, sondern auch, eine gemeinsame Identität zu verkörpern, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, die uns am Herzen liegt, und für die es sich zu engagieren, ja zu kämpfen lohnt!

Lorsque nous portons un uniforme, nous incarnons un symbole de confiance et de fiabilité. Les gens nous considèrent non seulement comme individu, mais aussi comme le représentant d’une entité plus vaste, que ce soit d’une organisation estudiantine ou d’une institution fédérale comme l’armée.

Dieses Verantwortungsbewusstsein geht in der Regel mit einem gesteigerten Gefühl des Stolzes einher – Stolz auf die Werte, welche die Uniform symbolisiert, Stolz auf die Leistungen und Beiträge derer, die sie schon vor uns getragen haben, und Stolz auf die Wirkung, die wir durch das Tragen der Uniform erzielen. Es ist ein Stolz, der über die persönliche Leistung hinausgeht und mit einem kollektiven Sinn für Ziel und Dienst einhergeht.

L’appartenance à un groupe portant l’uniforme favorise également un sentiment de camaraderie et d’unité. Elle crée des liens qui transcendent les différences et favorise un sentiment de solidarité et de soutien mutuel. N’est-il pas réconfortant de rencontrer d’autres militaires en tenue A dans le train le dimanche soir, après un weekend auprès de nos proches, alors que nous serions volontiers restés quelques heures de plus auprès d’eux plutôt que d’être à l’heure pour l’ABV ? Vos sourires semblent donner raison à mon propos… Oui, il est réconfortant de savoir que l’on n’est pas seul, que l’on fait partie d’une communauté qui se serre les coudes dans les bons, comme dans les moins bons moments.

Aber dieses Gefühl der Zugehörigkeit und des Stolzes geht auch mit Verantwortungsbewusstsein einher. Die Uniform ist nicht nur ein Privileg, sie verlangt auch die Einhaltung eines Verhaltenskodex, Integrität in den Handlungen, und vor allem die Verpflichtung, zu dienen. Sie erfordert Disziplin, Hingabe und den Willen, die Werte, die sie verkörpert, zu verteidigen. Letztendlich ist das Tragen einer Uniform mehr als nur eine Kleiderordnung, es erinnert uns daran, dass wir Teil von etwas sind, das grösser ist als wir selbst, und dass unsere Handlungen, ob gross oder klein, die Macht haben, die Welt ein wenig besser zu machen.

Liebe Kameraden, liebe Freunde, die Uniform ist eine sichtbare Erinnerung an die Hingabe und das Opfer, das wir bringen müssen, um unsere Rolle in der Gesellschaft zu erfüllen. Seien wir stolz darauf und vor allem: seien wir würdig, sie zu tragen! Im Zug beispielsweise ein Bier zu trinken, sei es in Tenü A oder in Farben, ist nicht das Bild, das wir unseren Mitbürgern von den Einheiten vermitteln wollen, die wir repräsentieren!

Diese Diskrepanz zwischen Schein und Sein führt jedoch sehr oft zu einem falschen Bild von dem, was wir repräsentieren. Wir müssen daher dafür sorgen, dass unsere Handlungen die wahre Bedeutung unserer Uniform widerspiegeln.

On figure parfois, et malheureusement bien trop facilement, nos sociétés d’étudiants comme des amicales, portant ruban et casquette, dont la préoccupation première est de boire force bières, en entrainant nos cordes vocales dans des exercices qui mettent souvent en péril notre sens de l’ouïe…

Non ! Nos sociétés ne sont pas cela et manqueraient à leur but en étant cela. Comprenons toute l’importance de notre programme, qui est de travailler au bien commun : à côté de l’honneur, sachons voir le devoir ! Et pour poursuivre avec succès notre but, nous nous devons d’avoir des convictions fermes et raisonnées ! Soyons des apôtres par notre vertu, et que notre science nous rende aimables.

 

Vivant, crescant, floreant Schw.-StV und Schweizer Armee ad multos annos!

Baptiste Fort v/o Partout, OKP

20. April 2024

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