«Der StV ist die Summe seiner Sektionen»

Am Zentralfest 2017 in Rheinfelden wurde Hans Ruppanner v/o Chrampf als Altherr ins CC gewählt. 2019 folgte dann die Annahme der Wahl zum VCP. Im Rahmen der GV des diesjährigen Zentralfests in Murten-Morat übergibt er das Zepter in neue Hände. Im Interview schaut Chrampf auf sieben intensive, bewegte, gesellige und lustige Amtsjahre zurück.

Interview geführt von Basil Böhni v/o Medial

Drei-Verbändegespräch in Kufstein 2017.

Lieber Chrampf, wie geht es Dir als abtretender VCP?

Lieber Medial, sehr gut geht es mir! Diese sieben Jahre im CC waren sehr bereichernd. Bei vielen Stammbesuchen, an tollen Jubiläums- oder traditionellen Anlässen durfte ich viel Begeisterung für die eigene Verbindung, aber auch für den StV spüren. Viele Anlässe dauerten länger als vorgesehen, aber dies macht ja das Verbindungsleben so spannend und wertvoll. Nun ist es aber Zeit, die Verantwortung in neue Hände zu legen. Doch ich freue mich auch weiterhin, alte und neue Freunde im Rahmen diverser Anlässe wieder zu sehen.

 

Wie geht es dem StV?

Der StV ist die Summe seiner Sektionen. Bei meinen Besuchen erlebe ich engagierte und lebensbejahende Mitglieder. Einzelne Verbindungen blühen auf oder weiter, andere welken leider. Hier sind wir engagiert dabei, die Sektionen zu unterstützen. Wir kommen sicher noch darauf zu sprechen.

 

Im Rahmen dieses Gesprächs wollen wir auf Deine CC-Jahre zurückschauen. Im Sinne einer Replik: Welches sind für Dich die erfreulichsten Ereignisse während Deinen CC-Jahren? Was bedauerst Du am meisten?

Am erfreulichsten war die positive und Resultate orientierte Zusammenarbeit im CC. Wie ich festgestellt habe, ist der StV seit der Reorganisation in Brig (2012) die am besten organisierte Dachorganisation in Europa. Alt und Jung vereint im Vorstand, mit Präsidium bei den Aktiven. Dies hat sich super bewährt. Daraus sind für mich auch schöne Freundschaften entstanden.

Die Höhepunkte waren jeweils die Zentralfeste. Sehr anstrengend für CP und VCP mit all den Verpflichtungen. Aber immer auch Lohn für die Arbeit während des ganzen Jahres. Und einfach ein unglaublich tolles, grosses Fest, um das uns halb Europa beneidet.

Am meisten bedaure ich, dass sich der StV nicht zu mehr politischem Engagement zusammenraufen konnte, als wir entsprechende Ideen vorschlugen. Auch darauf werden wir wohl noch zurückkommen.

Die AH Präsidien des CV, ÖCV und Schw. StV gemeinsam am Tisch: Bobby, Haribo und Chrampf.

Hat sich der StV während Deiner Amtszeit verändert? Wenn ja, inwiefern?

Der StV hat sich seit seinen Anfängen immer wieder verändert und sehr gut auf Zeitenwenden reagiert. Dies im Gegensatz zu unseren Freunden im CV und ÖCV, die mit Veränderungen mehr Mühe haben, wobei ich dies nicht nur negativ werten will; die Reisen zu ihnen und die sich daraus ergebenden Freundschaften sind ebenfalls etwas vom Wertvollsten, das ich mitnehmen werde! Der StV ist nach Aussen weniger sichtbar geworden in den letzten Jahren, dies bedaure ich. Hier sind wir aktuell aber dabei, Gegensteuer zu geben

 

Hast Du Dich verändert?

Eine Rekrutierungsweisheit ist, dass sich der Charakter eines Menschen nicht gross ändert. «Der Marschallstab wird einem in die Wiege gelegt». Aber dank vielen tollen Begegnungen und neuen Freundschaften wurde mein Leben reichhaltiger. Aber es strengt auch an, weshalb ich mich entschlossen habe, wieder ins zweite Glied zu treten und die Verantwortung weiterzugeben.

 

Im Mai 2018 hast Du im Gespräch mit dem damaligen CC Imahorn v/o Castus gesagt, dass ein mehrjähriges Engagement auch seitens der Aktiven im CC wertvoll wäre. Siehst Du das immer noch so?

Die neuen Aktiven im CC starten meistens mit viel Enthusiasmus und Gestaltungswillen. Bis sie aber im Amt richtig angekommen sind, ist das halbe Jahr um. Und wenn sie sich dann voll entfaltet haben, übernehmen die nächsten Aktiven im CC. Deshalb wäre es für mich immer noch wünschenswert, dass Einzelne zwei Jahre durchziehen. Beim aktuellen CC sieht es erstmals so aus, dass einer weitermachen will. Dass dies studientechnisch nicht einfach ist, dessen bin ich mir bewusst. Darum ist es umso wertvoller, dass die AH-Vertreter auf drei Jahre gewählt werden und viele ihre Amtszeit verlängern. Dass wir Alten den Jungen reinreden, kann ich zumindest für die letzten Jahre nicht bestätigen.

Der VCP beim Heiligen Vater in Rom.

Im Oktober 2019 setztest Du einen Schwerpunkt darauf, dass Du mehr Studierende und Hochschulbesuchende für den StV begeistern wolltest. Zudem wolltest Du den Ausstieg der Altherren mindern. Wie haben sich die Zahlen in den letzten Jahren entwickelt?

Im Gegensatz zu vielen Vereinen und Organisationen konnten wir die Anzahl der Aktiven bei rund 1 000 halten. Dazu machen viele Sektionen einen guten Job. Wir konnten als CC auch Mittelschulverbindungen reaktivieren oder gar neu in den StV aufnehmen (Adrasteia Sangallensis). Bei anderen sind wir «am Keilen». Bei uns Altherren ist es schwieriger. Hier haben wir versucht, durch vermehrtes Besuchen von Regionalstämmen die Begeisterung für den StV am Leben zu halten. Hier möchte ich ausdrücklich meinem AH-Kollegen Norbert Ritz v/o Punkt ein grosses Kränzlein winden! Aber der Rückgang ist insbesondere durch die Demographie begründet. Dass auch finanzielle Aspekte immer noch eine Rolle spielen, ist schade. Dies konnten wir leider noch nicht stoppen.

 

Im Jahr 2020 kam die Zäsur mit Corona. Seither dominierte das Anliegen der Nachwuchsförderung. Unter der Leitung von CP Furrer v/o Thalia entstand die Initiative «Color Up Your Life». Was wurde erreicht? Wo siehst Du noch Potenzial für weitere Massnahmen?

Thalia hat eine wichtige Initiative ergriffen und eine tolle Aktion eingeleitet. Leider war die Initiative zu wenig breit abgestützt, weshalb der Schwung etwas verloren ging. Doch in diesem Jahr haben wir alle Aktionen und Projekte unter das Thema «Nachwuchsförderung» gestellt.

Im Rahmen einer zweitägigen Klausur, an der auch damalige Initianten dabei waren, wurde im CC ein 15-Punkte-Massnahmenkatalog erarbeitet, den wir nun Punkt um Punkt umsetzen. Selber bin ich bei der Neugestaltung unserer Webseite, vermehrter Öffentlichkeitsarbeit oder verbesserten Kontakten zu unseren Universitäten und Schulen involviert.

Mit Dir, Medial, als neuen Redaktor der CIVITAS (und Erfinder der monatlichen Bulletins) haben wir ebenfalls einen wichtigen Meilenstein zur Verbesserung unserer internen Kommunikation erreicht. Herzlichen Dank dafür!

Veteranenehrung am Zentralfest in Einsiedeln 2021.

Das Jahr 2022 brachte die 1019.ch-Initiative hervor, aber auch die Ablehnung des Mittuns des StV im Rahmen der eig. Volksinitiative für einen Bürgerdienst am Staat. Letzteres hat Dich enttäuscht und Du lanciertes subito eine private Initiative: den «smaragd club» für den Service Citoyen. Wie hat sich dies entwickelt? Wünschtest Du Dir einen präsenteren StV in der Öffentlichkeit?

Zuerst das Erfreuliche. Die Initiative 1019.ch, lanciert durch die Glanzenburger und von uns subito unterstützt, war ein wichtiges Zeichen. Über die Zeit entwickelte sich diese Aktion zu einer der erfolgreichsten privaten Hilfsaktionen der Schweiz für die Ukraine mit mehr als CHF 1 Million an gesammelten Spenden!

Zum «Service Citoyen»: Der Entscheid der damaligen DV hat mich damals sehr enttäuscht. Speziell, dass die Vertreter der Aktiven diese Chance nicht gesehen und gepackt haben. Trotz fehlendem Support durch grosse Parteien hat die Initiative die Hürde geschafft und wird demnächst im Parlament diskutiert werden. Der «smaragd club», dem spontan auch verschiedene StVerinnen und StVer beigetreten sind, konnte dazu beitragen. Nun gilt es, die Abstimmung vorzubereiten und zu gewinnen! Der StV könnte hier immer noch auf den Zug aufspringen. Vielleicht etwas für meine Nachfolger…(lächelt)

 

2022/23 lanciertes Du den Berufszirkel «Jus», der 2023 unter StV-Netzwerke fortgesetzt bzw. ausgeweitet wurde An der DV im März 2024 wurde ein zusätzliches finanzielles Engagement des StV zugunsten dieser Zirkel gefordert und per Abstimmung angenommen. Als Ziehvater dieser Idee müsste Dich das freuen, nicht?

Mich freut es sehr, dass einige Berufszirkel entstanden sind und weiter gedeihen. Durch die angenommene Initiative nimmt dieser Zug nun hoffentlich noch mehr Fahrt auf. Bei unserem Vorbild, dem ÖCV, gibt es Dutzende von Berufszirkeln seit vielen Jahren. Die sich übrigens selber finanzieren….Für einmal sind uns die lieben Freunde voraus. Doch wir werden aufholen, zum Wohle des Mittelstandes im StV.

CC-Klausur in Stans 2024.

Wie lautet Dein Schlusswort?

Zum Schluss möchte ich allen aktuellen und ehemaligen CCs für die fruchtbare und freundschaftliche Zusammenarbeit herzlich danken. Hervorheben möchte ich dabei «meine» CPs: Alessio Palermo v/o Rossi, Elena Furrer v/o Thalia, Patrick Widrig v/o Schwätz, Erich Meyer v/o Cobalt und nun Nicolas Vaudano v/o Aslan. Sie sind und waren das Gesicht unseres Vereins, und sie  haben das alle hervorragend gemacht.

Danken möchte ich auch meinem Vorgänger im Amt, Bruno Gähwiler v/o Nochwuchs, der zwei Extrarunden gedreht hat, bis ich zur Übernahme dieses verantwortungsvollen Amtes bereit und gut eingeführt war. Meinem AH-CC Kollegen Daniel Straub v/o Sec danke ich herzlich, dass er bereit ist, meine Nachfolge anzutreten. Ihm wünsche ich viel Glück und Erfolg.

Möge der StV weiter leben, wachsen und blühen!

 

 

Ad Personam
Dr. pharm. Hans Ruppanner v/o Chrampf studierte Pharmazie in Basel und Zürich, promovierte in Bern. Er leitete medizinische Verlage in der Schweiz und in Osteuropa. 2024 feierte er das 20-jährige Jubiläum seiner Executive Search Firma «move and win» und gab die Firma an seine Nachfolger weiter. Als Rauracher und Turicer ist er seit sieben Jahren im Zentralkomitee als AH-Vertreter aktiv, seit dem Zentralfest 2019 amtet er als Vize-Zentralpräsident (VCP).

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