Bildungspolitische Kurznachrichten (Mai 2024)

EDK

Aktuell bewegt die EDK die Kulturbotschaft (BFI) 2025–2028 sowie das Thema BNE. Im Beisein von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider wurde an der Plenarversammlung diese Botschaft sowie das Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) diskutiert. Die Kantone, die für den Bereich Kultur zuständig sind, begrüssen das finanzielle Engagement des Bundes. Es gibt aber einige Kürzungen, welche den Kantonsvertretenden grosse Sorgen bereiten. Die veranschlagten Mittel werden für die Umsetzung der vom Bund festgelegten Massnahmen nicht ausreichen.
Die BFI-Botschaft 2025–2028, die in der Sommersession als erstes im Nationalrat behandelt wird, sorgte auch für Diskussionen. Der Bund muss seine Beiträge an die Bildung aufstocken, um seinen verfassungsmässigen Verpflichtungen nachzukommen. Bei der Bildung sparen, heisst den Fachkräftemangel verstärken und dieser ist, wie aktuell noch immer ersichtlich, im Lehrberuf über viele Kantone vorhanden. (vgl. edk.ch)

 

Statistik

Das Interesse an Geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern ist in den letzten zehn Jahren gesunken. Erstmals sind die Studierendenzahlen in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern rückläufig. Dafür verzeichnen Humanwissenschaften, Psychologie und Physik einen Zulauf. (Tages-Anzeiger, 19.2.2024)

 

Eidgenössisch Technische Hochschulen

Auch die ETH hat sich öffentlich zur BFI-Botschaft 2025–2028 geäussert. Sie macht sich grosse Sorgen um die finanzielle Zukunft der Forschung und Lehre, denn die in Aussicht gestellten Wachstumsraten gemäss BFI-Botschaft zwingen die Hochschule zur Prüfung einschneidender Massnahmen. Klar ist aber, dass sie mit dem im Rahmen der BFI-Botschaft in Aussicht gestellten jährlichen Budgetwachstum von 1,2 % ohne Gegenmassnahmen mittelfristig in finanzielle Schieflage geraten wird.
Aktuell wachsen die Studierendenzahlen weiter an, die Teuerung wird im ETH-Bereich nicht ausgeglichen und die Sparvorgaben des Bundes belasten. Obwohl die ETH das Jahr 2023 mit einem Überschuss von 50 Millionen Franken abschliessen konnte, nimmt die Liquidität der ETH Zürich seit 2020 kontinuierlich ab. Dies bedeutet, dass die ETH Zürich den Liquiditätsbedarf für Investitionen und Betrieb nicht vollständig aus Bundesbeiträgen und Drittmitteleinnahmen decken kann. (Medienmitteilung der ETH Zürich und Aargauer Zeitung, 24.4.2024)

 

Arbeitsmarkt / Lehrbetriebe

Der Lehrermangel ist in vielen Kantonen noch immer gross. Für das kommende Schuljahr 2024/25 sind noch viele Stellen offen. Oft heisst es, dass alle Lehrerinnen und Lehrer nur Teilzeit arbeiten und früh aus dem Beruf ausstiegen. Neue Zahlen zeigen ein differenzierteres Bild – und je nach Schulgemeinde in den Kantonen auch ein unterschiedliches. Die Zahlen zeigen, dass ein Pensum im Durschnitt 69 % beträgt, das ist rund 3 % weniger als 2015. Die Teilzeitarbeit ist damit weit verbreitet. Auf der anderen Seite zeigt sich aber, dass Frauen bis zum Alter von 31 Jahren in höheren Pensen als die Männer arbeiten. Deren Arbeitspensum pendelt sich in der Folge bei 80 % ein. (Tages-Anzeiger 14.2.2024, NZZaS, 10.3.2024)

Verschiedene Verbände aus der Wirtschaft unterstützen den sog. Berufswahlparcours. Dieser hat die Förderung eines persönlichen, regionalen und nachhaltigen Berufswahlprozesses an Sekundarschulen zum Ziel. Jugendliche der 8. Klasse erhalten in begleiteten Kleingruppen einen Einblick in verschiedene Lehrberufe, welche Firmen in der Gemeinde und Umgebung anbieten. Die Lernenden erleben in den diversen Ateliers vor Ort die Berufe hautnah und werden über den Aufbau und die Tätigkeitsfelder der vorgestellten Berufsausbildungen informiert. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler früh für mögliche Berufe zu sensibilisieren und auch Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen. (vgl. u. a. KMU- und Gewerbeverband Luzern KGL)

Derzeit läuft die Besetzung der Lehrstellen für den Sommer 2024. Erste Einschätzungen aus den Kantonen deuten darauf hin, dass die Lehrstellenbesetzung vergleichbar mit den Vorjahren verläuft. Einzelne Kantone melden, dass ein geburtenstarker Jahrgang in die berufliche Grundbildung eintritt. Gesamtschweizerisch wurden per Ende Januar 2024 knapp 26 000 Lehrverträge abgeschlossen, wie das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) am 18. März 2024 mitteilte. Auf dem Portal berufsberatung.ch sind im offiziellen Lehrstellennachweis der Kantone aktuell rund 31 800 Lehrstellen für den Lehrbeginn 2024 ausgeschrieben. (Neue Zürcher Zeitung, 20.3.2024)

 

Verbände, Organisationen, Institutionen

Die Förderung von Programmen für den Quereinstieg in den Lehrerberuf – vom Banker zum Lehrer oder von der Finanzfachfrau zur Lehrerin bspw. – wird in verschiedenen Kantonen verstärkt umgesetzt. Der Kanton Luzern hat nun öffentlich dargelegt, welche Massnahmen er mittel- und längerfristig umsetzen will. Eine davon ist ein Novum in der Schweiz: Zukünftig sollen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger mit einem Pensum von mindestens 80 %, während den ersten zwei Jahren um bis zu zwei Unterrichtsstunden entlastet werden. Davon müssen sie eine Stunde für regelmässiges Coaching verwenden. Zudem sollen Lehrpersonen zukünftig vermehrt Fachkarrieren anstreben können. Die vorgeschlagenen Massnahmen befinden sich aktuell in der Vernehmlassung. Geplant ist die Umsetzung ab 2026. (Luzerner Zeitung, 22.3.2024)

 

Verschiedenes

Die Integration von älteren Arbeitskräften in den Arbeitsmarkt ist seit ein paar Jahren auf kantonaler und nationaler Ebene ein Thema. Der Kanton Nidwalden hat dafür das Pilotprogramm «viamia» umgesetzt und will dieses nun verlängern. Das Beratungsangebot ist Teil eines Massnahmenpakets des Bundes zur Förderung inländischer Arbeitskräfte. Das Angebot einer kostenlosen beruflichen Standortbestimmung und Laufbahnberatung von Arbeitnehmenden im Alter von über 40 Jahren hat zum Ziel, die Berufschancen älterer Arbeitskräfte zu erhöhen. (Nidwaldner Zeitung 18.4.2024)

 

Lancierte bildungspolitische Debatten / Entscheide

Die stärkere Verankerung von politischer Bildung in der Sekundarstufe ist in einige Kantonen auf dem politischen Parkett wieder sichtbar. In Luzern hat das Jugendparlament eine Petition eingereicht die voraussichtlich im Juni im Kantonsrat sein wird. Auch in der Ostschweiz wird darüber debattiert. Ein besonderes Augenmerk, wenn es um die politische Bildung junger Erwachsener geht, liegt derzeit auf dem Kanton Appenzell Ausserrhoden. Dort wird im Zuge der Totalrevision der Kantonsverfassung die Einführung des Stimmrechtsalters 16 in Erwägung gezogen. (Neue Zürcher Zeitung, 10.3.2024)

 

Internationales

Der Konflikt zwischen Palästina und Israel ist auch in den USA und deren Universität ein grosses Thema. Studierende an verschiedene Universitäten in den USA suchen die Eskalation. In Chapel Hill in North Carolina holten Demonstranten die US-Fahne ein, den Star-Spangled Banner ersetzten sie mit der palästinensischen Fahne. Auf der entgegengesetzten Seite des Landes, in Portland, verbarrikadierten sich Aktivisten in einer Bibliothek der Oregon State University. Die Demonstrierenden fordern, dass die Universitäten auch ihre akademischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Israel kappen. Vorbild der Demonstrierenden an den US-Universitäten ist die internationale Sanktionswelle gegen die südafrikanische Apartheid-Regierung. Repression und die nahende Sommerpause lassen die Dynamik der Gazaproteste in den USA langsam erlahmen. Der US-Präsident Biden versucht nun einen Mittelweg zu finden und Verständnis sowohl für proisraelische als auch für propalästinensische Demonstranten zu zeigen. (Tages-Anzeiger, 24.4.2024)
Auch in der Schweiz hatte die Bewegung einige Tage später Fuss gefasst. Bildungseinrichtungen in Genf, Lausanne und Zürich wurden zu Schauplätzen (Neue Zürcher Zeitung, 5./6. Mai 2024).

 

Abgeschlossen am 6. Mai 2024, Karin Stadelmann v/o Sprint, Luzern. Französischsprachige Version veröffentlicht in der CIVITAS 3/2023–2024.
Bild: Haupthalle der ETH Zürich. (Foto: ETH Zürich | Gian Marco Castelberg)

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