Den Bestand der Armee sichern – aber wie?

Die Teilnehmer am WAC des Zentralfests Sursee waren sich einig: Insbesondere die Armee braucht eine nachhaltige Stärkung ihres Bestands. Bei den Wegen zu diesem Ziel war es dann mit der Harmonie vorbei – die diskutierte Initiative «Service Citoyen», die sich aktuell im Sammelstadium befindet, will mit einer allgemeinen Bürgerpflicht eine Lösung präsentieren und Bewegung in die festgefahrene Diskussion über das Schweizer Milizsystem bringen.

Noemie Rothen, die Vertreterin des Initativkomitees, dürfte sich bereits vor dem Beginn der Podiumsdiskussion gefreut haben. Mit Thomas Süssli, dem Chef der Armee, hatte sie einen starken Fürsprecher. Süssli zeichnete in seinem Inputreferat ein Bild mit vier globalen Megatrends, welche Auswirkungen auf die Gefahrenlage in der Schweiz haben werden: die zunehmende Urbanisierung der Welt, die veränderte Demografie auf den verschiedenen Kontinenten, der Klimawandel und schliesslich die vierte industrielle Revolution. Die Sicherstellung des Sollbestands der Armee, so Süssli, müsse für das Land oberste Priorität haben. «Die Schweiz funktioniert nur dank unserem Milizsystem. Aber dieses System gerät an seine Grenzen», sagte Süssli und rechnete vor, dass schon heute 3000 Angehörige der Armee zu viel aus dem Gesamtsystem verloren gehen.

 

CDA Thomas Süssli am Zentralfest 2022 in Sursee

 

Damit bereitete Süssli die Bühne vor für das Podium mit Noemie Rothen, Ständerat Daniel Jositsch v/o Malz sowie Nationalrätin Stephanie Heimgartner. Letztere sprach sich als Einzige deutlich gegen die Initiative aus. Für Daniel Jositsch war hingegen klar: Die Iniative ist der richtige Weg, um mehr Menschen dazu zu bewegen, Armeedienstzu leisten. «Wir werden mit etwas Aufklärung und Informationstagen keine fundamentale Trendwende erreichen. Dafür sind beispielsweise die Benachteiligungen von Armeedienstleistenden im Arbeitsmarkt schlicht zu gross.»

Wenn alle einen Dienst leisten müssten, so Jositsch, würde ein gleichstellendes Element geschaffen, wodurch keine Nachteile mehr bestünden. «Die Armee ist doch heute nicht mehr nur Häuserkampf, Sturmgewehr und Handgranate. Der Dienst ist attraktiv.» Stephanie Heimgartner konnte er damit nicht überzeugen. «Wenn man einfach irgendeinen Dienst leisten kann, wird die Armee dadurch nicht attraktiver. Die Gefahr ist doch gross, dass man sich dann einfach den leichtesten Dienst aussucht,» kritisierte Heimgartner. Sie wolle nicht am Modell der Wehrpflicht rütteln, es brauche jedoch auch hier Massnahmen, um insbesondere mehr Frauen für einen Militärdienst zu begeistern. «Alle Frauen sollten am Orientierungstag der Armee teilnehmen müssen. Da geht uns sehr viel Potenzial verloren, schlicht auch einfach deswegen, weil viele Frauen gar nicht wissen, was sie in der Armee erreichen könnten.»

Zudem war Heimgartner die Umsetzung der Initiative zu schwammig formuliert. Auch die Finanzierung, die Noemie Rothen mit einer Kostensteigerung von rund 25% gegenüber dem aktuellen System schätzte, sei alles andere als gesichert und vielzu unpräzis. Jositsch wollte dies nicht gelten lassen. «Es ist doch bei solchen Initiativen immer so:DieUmsetzung und deren Details werden in den Kommissionen geregelt. Es braucht zum jetzigen Stand nicht mehr Konzepte.»

Rothen sekundierte und betonte einmal mehr, es gehe um ein gerechtes System, in der alle Menschen in der Schweiz einen Beitrag an das Gemeinwohl und an die innere Kohäsion des Landes leisten müssten: «Das Engagement wird aufgewertet. Heute leistet eine Minderheit einen Dienst und bekommt dafür noch Nachteile im Arbeitsmarkt. Das empfindeich als diskriminierend.» Aktuell befindet sich die Initiative, so Rothen auf eine Nachfrage von Moderator Dominik Feusi v/o Caritas, noch nicht auf Kurs. Wir haben aktuell rund 7000 Unterschriften. Wir werden also noch aufholen müssen.» Es war ihr, Jositsch und Süssli sicherlich gelungen, an diesem Abend einige weitere Unterschriften zu generieren.