Titelbild zum Artikel Das farbenfrohe Fest der Studentenvereine

Nach elf Jahren findet das Zentralfest des Schweizerischen Studentenvereins wieder in Murten statt.

28.08.2024

Das farbenfrohe Fest der Studentenvereine

Vize-Zentralpräsident Hans Ruppanner v/o Chrampf und OK-Präsident Daniel Schorro v/o Pfiff sprechen im Interview über geplante Höhepunkte des Zentralfests des Schweizerischen Studentenvereins vom 6. bis 8. September 2024 in Murten-Morat sowie über Traditionen und Rituale im Verein.

Der Schweizerische Studentenverein führt nach 2013 sein Zentralfest wieder in Murten durch – warum?

Daniel Schorro: Eine Sektion muss sich bei der Generalversammlung der Aktiven bewerben, um das Zentralfest durchführen zu können. In der Regel versuchen wir, dieses in einem Zehnjahresrhythmus ausrichten zu können. Unsere Sektion wollte das Zentralfest 2023 nach Murten holen. Da wegen der Coronapandemie jedoch jenes von 2020 in Wil nicht stattfinden konnte, haben wir der Stadt letztes Jahr den Vortritt gelassen.

Welches ist der Höhepunkt des diesjährigen Zentralfests?

Daniel Schorro: Die Emotionen. Wir haben mit dem Fackelumzug vom Samstagabend eine langjährige Tradition. Damit wollen wir der Bevölkerung dafür danken, dass wir das Fest an ihrem Ort durchführen dürfen. In Murten ist es wegen der Brandgefahr jedoch nicht möglich, mit Fackeln durch das Stedtli zu ziehen. Da haben wir uns gesagt, wir bieten der Bevölkerung und unseren Mitgliedern etwas, das auch Murten auszeichnet. In Anlehnung ans Lichtfestival organisieren wir vor dem Berntor eine Vorführung mit Lichtinstallationen. Das wird eine gefreute Sache.

Hans Ruppanner: Ein zweiter Höhepunkt ist der Umzug vom Sonntagnachmittag. Auch er ist ein traditionelles Element eines Zentralfestes.
Daniel Schorro: Wir verzichten am diesjährigen Umzug bewusst auf Oldtimer-Autos für den Transport der Ehrengäste. Wir haben gesagt, das wollen wir im heutigen Zeitalter nicht. Darum setzen wir Pferdekutschen ein und den in Murten bestens bekannten «Stedtlibummler».

Welche bekannten Mitglieder und Ehrengäste werden teilnehmen?

Schorro: Es gibt dieses Jahr in der Schweiz zahlreiche grosse Feste. Unter anderem findet am gleichen Wochenende wie unser Zentralfest das Eidgenössische Jubiläums-Schwingfest in Appenzell statt. Deshalb werden nicht viele nationale Politikerinnen und Politiker an unserem Fest zugegen sein. Für mich sind dieses Jahr vielmehr unsere eigenen Mitglieder die Ehrengäste, insbesondere die Veteranen, die auf 50 Jahre Vereinszugehörigkeit zurückblicken können. Bekannte Teilnehmende werden Ständerätin und PUK-Präsidentin Isabelle Chassot sein, Alexandre Fasel, Staatssekretär im Aussendepartement, diverse kantonale und lokale Politikerinnen und Politiker sowie etliche Bischöfe.

Ruppanner: Wir haben mit Karin Keller-Sutter und Viola Amherd auch zwei Bundesrätinnen als Mitglieder im Verein. Leider haben beide am Wochenende des Zentralfests andere Verpflichtungen und können nicht teilnehmen.

Sie rechnen laut Ihrer Internetseite mit 1000 Teilnehmenden. Das sind weniger als ein Fünftel der Mitglieder. Fehlt dem Zentralfest die Anziehungskraft?

Ruppanner: Wir gehen davon aus, dass bis zu 2000 Personen am Fest in Murten teilnehmen werden. Unsere Mitglieder sind oft mehrfach engagiert. Sie haben eine gute Ausbildung, sie engagieren sich in der Gesellschaft. Das bedeutet, dass sie häufig an einem Wochenende mehrere Anlässe haben und sich für einen entscheiden müssen. Immerhin ein Drittel unserer Mitglieder wird ans Fest nach Murten kommen. Ich weiss nicht, wie viele andere Organisationen eine so stattliche Präsenz an einem Anlass zustande bringen. 

Was bedeutet das Zentralfest für ein Mitglied des Studentenvereins?

Schorro: Für mich ist das Zentralfest Jahrgängertreffen und Klassenzusammenkunft in einem. Der Zusammenhalt mit den Kollegen ist grandios. Meine besten Freunde sind alle aus diesem Kreis. Manchmal sehe ich sie ein Jahr lang nicht, und dann ist es toll, wenn wir zusammensitzen und darüber reden können, was wir erlebt haben, aber auch, was uns gerade besonders bewegt.

Ruppanner: Das Zentralfest ist die einzige Gelegenheit, wo die verschiedenen Sektionen zusammenkommen. Dort sehen wir dann, dass wir noch viele grossartige Kollegen zum Beispiel in Bern, Genf, Basel oder Lugano haben. Es ist spannend, mit ihnen gemeinsam Umzüge und Versammlungen durchzuführen oder einfach in einer Gaststube zusammenzusitzen.

Was bietet mir eine Mitgliedschaft im Studentenverein?

Ruppanner: Eine Mitgliedschaft bringt mindestens am Anfang einige Verpflichtungen mit sich. Unter anderem treffen sich die Aktiven mindestens zweimal wöchentlich am Stamm oder für Geschäftssitzungen. Es wird auch erwartet, dass sich ein neues Mitglied
in der Sektion engagiert, als sogenannter Fuchs ohne grosse Rechte, dafür mit umso mehr Pflichten. Das Mitglied arbeitet sich dann hoch zum Burschen und übernimmt verschiedene Chargen. Dadurch lernen die jungen Mitglieder zu führen und mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten.
Das Tollste ist aber, dass man auch nach dem Studium dabeibleibt und sich nicht wie in einem Fussballclub nach dem Ende der Karriere irgendwann verliert. Der Studentenverein ist eine von wenigen Organisationen, in denen die Mitglieder zwar nicht von der Wiege, aber immerhin vom Studium bis zum Tod verbleiben.

Steht der Verein auch Menschen offen, die kein Studium abgeschlossen haben?

Ruppanner: Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist eine abgeschlossene Mittelschule oder ein Studium an einer Universität oder einer Fachhochschule. Mittlerweile sind rund die Hälfte der Neumitglieder Frauen. Unser Verein steht übrigens seit 1968 den Frauen offen.

Schorro: Auch wer ein Studium nicht abgeschlossen hat, kann als Mitglied im Verein bleiben.

Wie kommen die Vulgo-Namen der Mitglieder zustande? Warum heissen Sie Chrampf und Pfiff?

Schorro: Jedes junge Mitglied erhält an einer sogenannten Beichte vor dem Burschenkonvent seinen Übernamen. Die Gruppe durchleuchtet den Menschen, was für ein Typ er ist und welche Vorlieben er hat. Daraus vergibt der Burschenkonvent in einer geheimen Beratung den Vulgo-Namen, der für das Mitglied meistens sehr treffend ist. Warum wir so heissen, wissen wir nicht, das ist auch nicht so wichtig. Ich kenne von vielen Mitgliedern den Vulgo-Namen, weiss aber oft nicht, wie sie bürgerlich heissen.

Ist der Studentenverein mit seinen Werten wie Tugend, Wissen, Freundschaft und dem Hang zu Traditionen in unserer heutigen Gesellschaft noch zeitgemäss?

Ruppanner: Absolut. Der Individualismus in unserer Gesellschaft nimmt noch immer zu. Gleichzeitig haben die Menschen ein verstärktes Bedürfnis, einer Gemeinschaft anzugehören. Das Traditionelle zieht wieder bei jungen Menschen. Sie finden dadurch Halt und Orientierung in einer vielfältig und komplex gewordenen Welt. Bei uns geht es auch immer fröhlich zu und her, wir singen viel, wenn wir zusammenkommen – nicht nur Studentenlieder.
Wie jede Gemeinschaft hat auch der Studentenverein gewisse Regeln und Rituale. Eines ist das spezielle Outfit mit dem Band und der Mütze, an dem unsere Mitgliedschaft zu erkennen ist. Dann gibt es verschiedene Rituale, etwa wenn sich die Mitglieder am Stamm treffen. So wäre es zum Beispiel undenkbar, im Lokal zu erscheinen und einfach «Hallo zusammen» zu sagen und sich an den Tisch zu setzen. Wir gehen zu jedem einzelnen hin, geben ihm die Hand und stellen uns – wenn wir uns noch nicht kennen – kurz vor.

Zum Schluss: Was hat die Murtner Bevölkerung von Ihrem Zentralfest?

Schorro: Wir haben am Samstagabend und am Sonntag je einen Umzug, an den die Bevölkerung herzlich eingeladen ist. Wir treffen uns an allen drei Abenden zum Stamm in den Murtner Restaurants. Auch dort haben wir Kontakt zur Bevölkerung. Wir sind immer offen für Gespräche mit den Menschen. Die Murtnerinnen und Murtner werden Freude an unserem Fest haben, vor allem an dem Mini-Lichtfestival, das wir ihnen am Freitag- und Samstagabend bieten. Da bin ich mir ganz sicher.

Drei Tage mit Umzügen und Versammlungen

Das Zentralfest des Schweizerischen Studentenvereins geht vom 6. bis 8. September in Murten über die Bühne. Höhepunkte sind eine Lichtvorführung am Freitag- und Samstagabend vor dem Berntor und der Festumzug am Sonntagnachmittag durch das Stedtli.

Programm

Freitag, 6. September
17 Uhr: Delegiertenversammlung der Aktiven und Altherren, Primarschule Längmatt
19 Uhr: Historisch-kulturelle Stadtführung

Samstag, 7. September
14 Uhr: Aktivenversammlung, Primarschule Längmatt
15 Uhr: Altherrenversammlung, alte Turnhalle
20 Uhr: Besammlung Fahnenumzug, Platz «Lindensaal» beim Schloss
20.30 Uhr: Fahnenumzug
21 Uhr: Brandrede von Staatssekretär Alexandre Fasel, Bubenbergbrunnen

Sonntag, 8. September
9.30 Uhr: Festgottesdienst mit Bischof Charles Morerod, Deutsche Kirche
14 Uhr: Aufstellen Festumzug, Lausanne-, Freiburg-, Bubenbergstrasse
14.30 Uhr: Festumzug im Stedtli
15.30 Uhr: Festansprache von Ständerätin Isabelle Chassot, Bubenbergbrunnen

Die Lichtvorführung findet am Freitag und Samstag nach dem Eindunkeln statt. An allen drei Abenden sind ein Altstadtfest und der Stammbetrieb der Sektionen angesagt. (gö)

 

Mit einem grossen Dank an Herrn Daniel Göring für diesen Beitrag in den «Freiburger Nachrichten» (FN) und einen ebensolchen Dank an die Redaktion der FN für die erteilte Erlaubnis, diesen Beitrag auch auf der Website des Schw. StV einbinden zu dürfen.Wir freuen uns auf ein grossartiges Fest! 

Hier geht es zur Website des Zentralfests Murten-Morat 2024.
Hier kann der Festführer als PDF heruntergeladen werden.

Beitrag von Daniel Göring (Freiburger Nachrichten, 28.8.2024). Mit einem grossen Dank an Herrn Daniel Göring für diesen Beitrag in den «Freiburger Nachrichten» (FN) und einen ebensolchen Dank an die Redaktion der FN für die erteilte Erlaubnis, diesen Beitrag auch auf der Website des Schw. StV einbinden zu dürfen.Wir freuen uns auf ein grossartiges Fest! 

Hier geht es zur Website des Zentralfests Murten-Morat 2024.
Hier kann der Festführer als PDF heruntergeladen werden.

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