Titelbild zum Artikel Bildungspolitische Kurznachrichten – Februar 2024

Symbolbild. (Foto: © Unsplash+ | Tylor Flowe).

04.03.2024

Bildungspolitische Kurznachrichten – Februar 2024

EDK 

Die EDK befasst sich aktuell mit dem Rahmenlehrplan für gymnasiale Maturitätsschulen. Geplant ist, dass der Rahmenlehrplan im Juni 2024 von der Plenarversammlung der EDK verabschiedet wird und am 1. August 2024 in Kraft tritt. Es werden diverse Anpassungen gemacht. Eine betrifft u. a. die Befähigung durch das Lehrdiplom. Lehrpersonen, welche das Lehrdiplom für Maturitätsschulen erwerben, sollen stärker befähigt werden, gemäss dem massgebenden Lehrplan zu unterrichten mit dem Ziel, dass die gymnasialen Maturandinnen und Maturanden über jene persönliche Reife verfügen, die Voraussetzung für ein Hochschulstudium ist und die sie auf anspruchsvolle Aufgaben in der Gesellschaft vorbereitet. Die Studierenden erhalten zudem einen Einblick in den Unterricht von Schülerinnen und Schüler an Fachmaturitätsschulen. Zudem soll neu auch eine Stärkung des Studienfachs Sonderpädagogik erfolgen (vgl. edk.ch).

 

Eidgenössisch Technische Hochschulen

Die ETH ist bekannt für ihre international anerkannte Forschung und die dazugehörigen Start-ups. Zu Beginn des neuen Jahres wurde bekannt, dass ABB die Jungfirma Svensense und ihre intelligenten Navigationssysteme für mobile Roboter übernimmt. ABB ist schon im November 2021 eine Technologiepartnerschaft mit Sevensense eingegangen war investierte dabei 7,7 Millionen Dollar zur weiteren Finanzierung des Start-ups. Die Roboter werden eingesetzt, damit diese abseits von den schienenartigen Fahrstreifen, wie sie in grossen Fabrik- oder Lagerhallen derzeit noch üblich sind, autonom fahren können. ABB sieht ein enormes Potenzial für autonom fahrende Logistikroboter in der industriellen Produktion, aber auch in der Lagerbewirtschaftung (Luzerner Zeitung, 10.01.2024). 

 

Universitäten und (Fach-)Hochschulen 

Die Universität Luzern vergibt neu einen Master im Bereich Klima. Die Universität schafft ein Angebot, das es so noch kaum gibt. Der Fokus des Masters «Climate Politics, Economics and Law (CPEL)» liegt dabei auf dem Klimawandel – und Ansätzen, wie diesem entgegengewirkt werden kann. Die zukünftigen Absolvierenden können Tätigkeiten in verschiedenen Berufsfeldern ausüben, beispielsweise Politik- und Unternehmensberatung, Kaderpositionen in der öffentlichen Verwaltung, im Privatsektor oder in der internationalen Zusammenarbeit (Luzerner Zeitung, 20.12.2023).

 

Mittelschulen / Volksschulen 

Neu wird ein Gedenktag an den «Holocaust und der Verhütung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit» an Schulen durchgeführt. Die Initiative geht zurück auf den Europarat. Ziel ist es, dass die Geschichten aus dem 20. Jahrhundert an Schulen inhaltlich verständlicher und didaktisch besser aufbereitet den Schülerinnen und Schüler nähergebracht werden. Dabei sollen auch die Menschenrechte, das Demokratieverständnis und die aktuellen Weltgeschehnisse mehr Platz im Unterricht finden. Der Gedenktag wurde am 27. Januar 2024 das erste Mal durchgeführt (EDK Newsletter 1/2024).

 

 

Arbeitsmarkt / Lehrbetriebe 

Gute Bildung gehört in die Verfassung, findet der Aargauische Lehrerverband und lanciert eine Initiative. Der Mangel an ausgebildetem Personal und die steigende Belastung der Lehrpersonen wird sich verschärfen. Bis 2031 braucht es schweizweit rund 47’000 neue Lehrpersonen. Doch an den Pädagogischen Hochschulen werden nur 34’000 neue Lehrkräfte ausgebildet. Der ALV lanciert deshalb eine Verfassungsinitiative. Das Ziel: Die Bildungsqualität wird in der Aargauer Kantonsverfassung verankert. Konkret wird der bestehende Artikel ausgebaut. Eine Ergänzung verlangt Unterricht von flächendeckend hoher Qualität. In der Verantwortung dafür stehen gemäss dem neuen Verfassungsartikel der Kanton und die Gemeinden (CH-Media, 15.01.2024). 

 

Verbände, Organisationen, Institutionen 

Die Denkfabrik AvenirSuisse veröffentlicht eine Studie. Diese zeigt auf, dass die Bologna-Reform junge Menschen fit für den Arbeitsmarkt machen sollte. Doch die Umsetzung hapert noch. Die Studie zeigt zudem, dass Absolventen mit einem Uni-Bachelordiplom zwar beruflich einsteigen können, dies aber selten tun. Ein Unterbruch zwischen Bachelor- und Masterstudium zugunsten der Arbeit würde helfen, zusätzliche Erfahrungen zu sammeln. Zudem könnten Studierende ihr Wissen früher anwenden und später ein spezifischeres Masterstudium wählen, so die Co-Autoren der Studie. Um die Hochschulbildung zu optimieren, schlagen die Studienautoren zwei Massnahmen vor: Zum einen soll eine stärker stufenweise organisierte Finanzierung der Tertiärbildung Abhilfe schaffen. Je höher der Bildungsabschluss, desto mehr sollen sich Studierende an den Kosten beteiligen, da der private Nutzen stärker ansteigt als der gesellschaftliche Nutzen (Neue Zürcher Zeitung, 16.02.2024). 

 

Verschiedenes (schweizweit)

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat ein neues Amtliches Wörterverzeichnis mit einem angepassten Regelwerk für die deutsche Rechtschreibung beschlossen. Dabei wurden zahlreiche neue Fremdwörter – überwiegend aus dem Englischen und anderen modernen Fremdsprachen – in das Amtliche Wörterverzeichnis aufgenommen, z. B.: timen, mailen, whatsappen, Cappuccino, Fake-News oder thing. (vgl. rechtschreibrat.com/der-rat/). 

 

Lancierte bildungspolitische Debatten / Entscheide 

Die Debatte um eine mögliche Abschaffung von Schulnoten hat in Luzern hohe Wellen geworfen. Mittlerweile melden sich aber auch die Unternehmen und damit die Abnehmer im Arbeitsmarkt zu dieser Debatte. Schulnoten sind nicht objektiv – und sagen nicht über alles Wichtige im Beruf etwas aus. Unternehmen beklagen deshalb, dass sie Mühe haben, geeignete Lernende zu finden. Zu diesem Problem haben die Schweizer Wirtschaftsverbände nun erstmals eine qualitative Befragung durchgeführt. Es zeigt sich darin, dass Schulnoten allein nicht ausreichen. Diese Meinung vertreten auch zahlreiche Bildungsexpertinnen und -experten. Es gilt daher, die Beurteilungen und das Bewertungssystem zu verbessern und die fachlichen sowie die überfachlichen Kompetenzen, welche es im Berufsleben braucht, besser in das Beurteilungssystem zu integrieren (NZZ am Sonntag 10.12.2023, das Magazin Januar 2024). 

 

Im Dezember 2023 wurden die neusten PISA-Studien veröffentlicht. Ein Viertel der Jugendlichen in der Schweiz liest schlecht. Die Gründe dafür werden auch in der zunehmenden Digitalisierung und dem Handy-Konsum gesehen. Zudem sind die Leistungen in der Mathematik nicht besonders überragend. Die PISA-Studie stellt spezifisch im Bereich Mathematik fest, dass der Zusammenhang zwischen sozialer Benachteiligung und schlechten Leistungen «noch nie so stark war». Die Studie bietet mittlerweile einige Vergleichsmöglichkeiten, da die Schweiz schon mehrfach daran teilnahm. Unter Bildungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wird die Studie aber auch kritisiert. So misst sie immer noch nur sogenannte «Hard facts» in Schulfächern, obwohl man heute eigentlich weiss, dass überfachliche Kompetenzen im Arbeitsmarkt genauso gefragt sind (Tages-Anzeiger, 15.12.2023). 

 

Internationales 

Der Umgang an Bildungsinstitutionen mit KI wird international sehr kontrovers diskutiert. Darf ich meine Forschungsdaten in ChatGPT eintragen? Müssen bewährte Prüfungsformen durch neue ersetzt werden, weil sich der Eigenbeitrag von Studenten zunehmend schlechter erkennen lässt? Inwieweit dürfen KI-Instrumente bei der Ausarbeitung von Gebrauchstexten wie E-Mails und Drittmittelanträgen zum Einsatz kommen, aber auch in wissenschaftliches Arbeiten und Publikationen Eingang finden? Diese und weitere Fragen gilt es zu klären bzw. dazu eine Haltung zu entwickeln. In der Debatte um die digitale Selbstbestimmung Europas kommen Bildung und Wissenschaft bisher kaum vor, obwohl sich gerade in diesem Sektor innerhalb kurzer Zeit besonders tiefe und irreversible Abhängigkeiten ergeben, die auf bedenkliche Weise in andere gesellschaftliche Bereiche ausstrahlen. Es braucht also hierfür eine landesweite, aber auch eine internationale Debatte (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.01.2024).

Karin Andrea Stadelmann ist eine Schweizer Politikerin (Die Mitte), Luzerner Kantonsrätin und Erziehungswissenschaftlerin. Sie ist zudem seit 2024 Präsidentin der Mitte Kanton Luzern.

Diese Kurznachrichtenübersicht wurde abgeschlossen am 25. Februar 2024. Französischsprachige Version veröffentlicht in der CIVITAS 2/2023–2024.

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